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Journalismus-Lexikon

Crossmedialer Journalismus

Crossmedialer Journalismus: Die Zukunft hat bereits begonnen

 

  1. Crossmedia

 

1.1 Crossmedia-Begriff

 

Was bedeutet Crossmedia?

Der Begriff Crossmedia stammt eigentlich aus dem Online-Journalismus. Gemeint ist damit, dass über verschiedene Plattformen – auch Medien hinweg – publiziert wird. Ein klassisches Beispiel dafür ist ein Publisher, der in seinem Blog zu einem bestimmten Thema schreibt, dazu ein Video anfertigt, das im Blog eingebunden ist und zugleich auf YouTube veröffentlicht. Anschließend setzt er einen Link in den Blog, um die beiden Inhalte miteinander zu verknüpfen.

Im Prinzip bedeutet Crossmedia also nichts anderes, als die Veröffentlichung von zusammenhängenden Informationen auf verschiedenen Kanälen. Natürlich müssen die Inhalte so aufbereitet sein, dass sie zur jeweiligen Plattform passen. Denn eine reine Übertragung des Inhaltes reizt die Möglichkeiten nicht komplett aus und langweilt den Nutzer. Dieser „Kunde“ ist im schlimmsten Fall für das Medium verloren, weil er sich Informationskanäle sucht, bei welchen er sich besser bedient fühlt. In Redaktionen, die das Crossmedia-Prinzip optimal umsetzen, werden unterschiedliche Mediengattungen miteinander verknüpft und die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten genutzt, um ein möglichst breit gefächertes Publikum anzusprechen. Gut umgesetzt bedeutet Crossmedia, dass die Redaktion ein wesentlich breiteres Nutzerspektrum erreichen kann als auf konventionellem Weg.

Denn der klassische Zeitungsleser wird nicht auf das Ritual der morgendlichen Lektüre seiner Tageszeitung verzichten wollen, während die Aktivitäten der Zeitung im Internet größtenteils an ihm vorbei gehen. Der junge Mediennutzer hingegen verzichtet eher auf die Printausgabe und holt sich die Informationen aus dem Netz, wenn er gerade Zeit hat. Gleiches gilt für den Film- und Serienfan. Statt zum festen Termin vor dem Fernseher zu sitzen, bevorzugen sie es, die Serie per Stream im Netz zu schauen, gern auch auf mobilen Geräten. Das ist für sie die die ideale Gelegenheit, etwa Fahrzeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln zu überbrücken.

Natürlich hängt die Präsentation der Informationen sehr stark von den technischen Möglichkeiten ab. Der Journalist muss außerdem darauf achten, dass die Kommunikationsmittel, die er für die Publikation auswählt sowohl inhaltlich als auch formal und zeitlich integriert sind. Sofern er mit Kollegen zusammenarbeitet, muss er sich lediglich mit diesen abstimmen, sodass sich anschließend jeder rein auf seine Aufgabe konzentrieren kann. Falls er seine Nachricht allein an den Leser oder Zuschauer bringen möchte, muss er bereits beim Erstellen des Beitrages alle weiteren Kommunikationskanäle außerhalb seines Hauptmediums und ihre besonderen Anforderungen im Kopf haben. Beispielsweise kann er bereits vor der eigentlichen Veröffentlichung seines Berichts einen kurzen Teasertext in Social-Media-Plattformen veröffentlichen und auf die Erscheinung des Berichts verweisen. Arbeitet er zusätzlich mit Videos, kann er zusätzlich einen kurzen Vorspann einstellen und ebenfalls auf die eigentliche Erscheinung verweisen.

 

1.2 Definitionen

 

Nochmal zum Begriff, aber formaler

 

Crossmedia wird auf unterschiedliche bzw. sich ergänzende Weise wie folgt definiert:

 

  • als inhaltliche Verbindung von einem Medium zum anderen, die über eine reine Mehrfachverwertung hinausgeht.
  • als Verknüpfung von unterschiedlichen Mediengattungen. Diese besitzen spezifische Eigenschaften hinsichtlich ihrer Selektion und Darstellung. Ihre Angebotsebenen unterscheiden sich ebenso wie ihre Funktionen für Anbieter und Zielgruppen.
  • als Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Medien, um inhaltlich zusammenlaufende Informationen auf mehreren Kanälen bereitstellen zu können
  • Crossmedia-Publishing heißt: Medienangebote verschiedener Gattungen innerhalb eines einzigen Publishing-Systems zu erstellen. Es bezeichnet die Möglichkeit, unkompliziert und schnell Inhalte für mehrere Medien zu vervielfältigen, ohne ihre Veröffentlichung speziell für jeden Kanal aufzubereiten. Damit bezeichnet Crossmedia eine technologische Methode, unabhängig von der journalistischen Produktion.
  • Die offizielle Definition des Bundesverbandes Druck und Medien lautet: Sammelbegriff für ein „ausgabeneutrales Datenhandling zur Aufbereitung von Texten und Bildern für unterschiedliche Medienformen wie Print-Produkte, CD-ROM und Onlinesysteme“.

1.3 Entstehung

 

Ein Rückblick in die jüngste Vergangenheit

Die Medienlandschaft hat sich seit den 1990er Jahren in einem noch nie da gewesenen Ausmaß gewandelt. Diese Entwicklung stellte die Medienunternehmen vor große Herausforderungen und bot zugleich die Chance, neue Formen der medienübergreifenden Zusammenarbeit zu entwickeln. Nicht nur, dass seit dem Ende der 1980er Jahre private Fernsehsender, die sich ausschließlich über Werbeeinnahmen finanzierten, den Markt eroberten, veränderte sich auch die politische Weltkarte. Das verschärfte zunächst den Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Medienkanälen, die daraufhin mit sinkenden Nutzerzahlen zu kämpfen hatten. Andererseits eröffnete der Mauerfall vor allem den deutschen und österreichischen Medienhäusern neue Chancen und Märkte in Osteuropa.

Zugleich verbreitete sich ab Mitte der 1990er Jahre das neue Medium Internet – mit dem Anbieter und Nutzer zunächst nicht allzu viel anfangen konnten – mit rasanter Geschwindigkeit. Lange Zeit wurde das Netz von den etablierten Medienhäusern, die sich lieber auf ihre Kernkompetenz konzentrierten, ignoriert oder zumindest nicht genutzt. Das frühe Internet wurde also zur Spielwiese von jungen Kreativen, die – meist ohne journalistische Ausbildung – mit neuen medialen Formen und Formaten spielten, bei welchen häufig die Grenzen der bekannten Formate verschwammen: Sachliche Informationen und eigene Meinung verschmolzen miteinander.

Von den Journalisten der alten Schule wurde das neue Medium zunächst milde belächelt oder misstrauisch beäugt. Das änderte sich erst, als das Netz zu einem ernsthaften Konkurrenten im Kampf um Werbekunden wurde. Crossmedia hieß nun das Zauberwort: Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsender und Hörfunkunternehmen kamen nicht mehr um eine eigene Webpräsenz herum. Im Laufe der folgenden Jahre wurde das Web immer mehr in das eigentliche journalistische Konzept eingebunden und als zusätzlicher Vertriebskanal für die eigenen Konsumenten genutzt. Erst recht, nachdem sich Social Media-Plattformen wie Facebook fest in der Medienwelt etabliert hatten, die es den Journalisten ermöglichen, in einen direkten Dialog mit ihren Lesern und Zuschauern zu treten. Somit haben die Möglichkeiten, die Crossmedia bietet, die Medienwelt gründlich und nachhaltig verändert.

1.4 Marketing und Journalismus

 

Vom Marketing-Konzept zum journalistischen Geschäftsmodell

Bevor Crossmedia in den Journalismus einzog, wurde das Konzept von Marketing-Abteilungen bereits in Perfektion umgesetzt. Im Marketing spricht man allerdings statt von Crossmedia eher vom Multikanalvertrieb. Das bedeutet: Die Produkte werden gleichzeitig über verschiedene Vertriebskanäle angeboten. Das funktioniert teilweise über Online- und Offline-Kanäle. Bei den klassischen Offline-Kanälen handelt es sich um Außendienst, Innendienst, Callcenter und Handelsvertretern. Die Produkte können also sowohl in Ladengeschäften als auch beim Anbieter direkt erworben werden. Online-Kanäle wie eCommerce und der Verkauf über das mobile Internet sind übrigens nicht erst seit der Verbreitung des Internets möglich, sie wurden nur erheblich erweitert. Denn zu den Online-Kanälen wird etwa auch der Verkauf über das Fernsehen gerechnet, der sich in den USA schon seit Jahrzehnten großer Beliebtheit erfreut und seit dem Siegeszug der Privatsender auch in Deutschland verbreitet ist. Die Sender halten in diesem Fall eine Hotline bereit, wodurch die Kunden direkt einkaufen können, während sie die Sendung schauen.

Diese Vorteile bietet Crossmarketing den Unternehmen

Durch diese breit gefächerte Streuung des Vertriebs erreichen die Unternehmen auf direktem Weg sehr viel mehr Kunden als wenn sie sich auf einen einzigen Kanal wie dem Verkauf im Ladengeschäft oder im Online-Shop konzentrieren. Sie können sich außerdem teure Werbekampagnen sparen, um den Verbraucher auf das Angebot aufmerksam zu machen. Allein die Tatsache, dass der Vertrieb auf möglichst vielen Kanälen erfolgt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Verbraucher aufmerksam werden, extrem. Sie sparen sich also die sehr hohen Streuverluste, die bei Werbemaßnahmen üblich sind, was wiederum Auswirkungen auf die Preispolitik haben kann.

Die Vorteile des Multi-Channeling haben die Firmen übrigens schon vor Jahrzehnten entdeckt. Als erster Anfang darf der der parallele Vertrieb über Geschäfte und eigene Handelsvertreter gelten, die von Tür zu Tür zogen und dem Verbraucher direkt die Vorzüge eines bestimmten Produkts präsentieren konnten.

Multi-Channeling wird Crossmedia

Auch in den Medien waren crossmediale Konzepte schon lange vor dem Internet verbreitet, wenngleich es sich in den ersten Jahren nicht um journalistische Formate handelte. So existieren bereits seit den 1970er Jahren Comics zu beliebten Zeichentrickserien aus dem Kinderprogramm. Für die Rechteinhaber ist dies bis heute eine unverzichtbare Schiene, um den Stoff mehrfach zu verwerten. Comic und Serie bieten außerdem eine ideale und kostenlose Möglichkeit, das jeweils andere Medium zu bewerben.

Eher in die journalistische Richtung gingen ab Ende der 1980er die Magazine, die zu beliebten Daily Soaps produziert wurden. Hier wurden Hintergründe aus der Serie beleuchtet und die Fans bekamen zahlreiche Informationen über ihre Lieblingsstars. Zugleich müssen diese Magazine aber auch als Mittel gesehen werden, um die Fans an die Serie zu binden.

Im Journalismus an sich geht die Umsetzung des Crossmedia-Konzepts ebenfalls auf Anfang der 1990er Jahre zurück. Die großen Medienunternehmen der Republik besitzen in der Regel mehr als einen Titel und sind an verschiedenen Medien beteiligt. Die strikte Trennung der einzelnen Medien oder Titel wurde behutsam aufgegeben und wichtige Themen von mehreren Medien des Hauses aufgegriffen und aus unterschiedlichen Aspekten beleuchtet. Die Verzahnung der unterschiedlichen Medien wurde erst perfekt gemacht, sobald das Internet als Bindeglied der verschiedenen Formate zur Verfügung stand. Als Musterbeispiel für äußerst erfolgreiches Crossmedia darf übrigens der viermalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi gelten. Er hatte alle Medien seines Konzerns Finnifest, darunter das größte italienische Verlagshaus und das größte Filmproduktionsunternehmen eingespannt, um mit seiner Partei Forza Italia die Regierungsbank in Rom zu erobern.

1.5 Ebenen

 

Produktion, Inhalt und Marke

 

Crossmediale Vernetzung verläuft generell auf drei Ebenen:

 

  • Produktionsebene: Auf dieser arbeiten Journalisten aus dem Print-, TV- und Onlinebereich zusammen. Die Kooperation reicht vom Informationsaustausch bis zu Teams, die speziell mit der Recherche befasst sind. Auf diese Weise entstehen Synergien innerhalb der Produktionsprozesse.
  • Inhaltsebene: Hier findet das Crossmedia-Storytelling statt, das einer medienübergreifenden Dramaturgie folgt und aktuelle Meldungen und Nachrichten über mehrere Kanäle hinweg kommuniziert.
  • Markenebene: Diese dient dazu, neue Medienbereiche zu generieren, indem bereits bestehende Medienmarken auf veränderte Art konsumiert werden. Auf diese Weise entsteht eine Bindung zwischen Nutzer und Marke, der er auch auf den anderen verfügbaren Kanälen treu bleibt.

 

Die neue Medienwelt verlangt von Redakteuren im Crossmedia-Journalismus, für mehrere Medien produzieren zu können. Als Minimalanforderung gilt die Fähigkeit, auf zwei medialen Ebenen gleichzeitig denken zu können – also beispielsweise nicht nur das Printmagazin, sondern auch dessen Online-Ausgabe im Auge zu behalten. Oder nicht ausschließlich eine journalistische Darstellungsform für einen bestimmten Sender zu produzieren, sondern auch dessen Online-Auftritt mit frischem Content zu bestücken. Eine große Bedeutung kommt den Anwendungen in den Social Media zu, bei denen Crossmedia-Journalisten mit ausgeprägter Kommunikationsfähigkeit punkten.

  1. Medienkanäle

 

2.1 Bi- und trimedial

 

Zwei und drei Medienverknüpfungen

Crossmediale, aus dem Onlinejournalismus stammende und sonstige Konzepte kommen heute überall im Journalismus zum Einsatz. Der Nutzer wird über mehrere redaktionell verknüpfte Kanäle geführt und auf einen Rückkanal verwiesen. Sind drei Kanäle miteinander verknüpft, wird von Trimedialität gesprochen. Multimedialität entsteht durch digitale Inhalte. Gemeinsames Merkmal: Alle Konzepte werden interaktiv genutzt.

Vor allem im Onlinejournalismus gehört das crossmediale Arbeiten zum Alltag. Viele Redakteure haben ein Schwerpunktmedium, von dem aus anderen Medien zugearbeitet wird. Beispiele: Ein Zeitungsschreiber kürzt seine Print-Beiträge und aktualisiert sie für das Internet. Oder ein Onlineredakteur, der für den Internet-Auftritt eines Rundunksenders verantwortlich ist, kümmert sich zusätzlich um eine Radio-Computersendung. Er verfasst außerdem Kurzmeldungen für die SMS-Übermittlung auf Mobiltelefone. Solche Arbeiten werden bi- oder trimedial genannt.

Unterschiedliche Plattformen oder Ausspielkanäle sind in die Arbeitsabläufe von crossmedial aufgestellten Redaktionen eingebunden – beispielsweise ist es meistens nötig, das Internet oder die mobile Kommunikation vor Drucklegung des Printobjektes zu berücksichtigen.

Heute arbeiten Crossmedia-Journalisten meistens an einem zentralen Newsdesk – dort wird entschieden, welche Themen vorliegen und wann sie für die einzelnen Medien aufbereitet werden. Eine Datenbank dient als Speicherplatz für Texte, Fotos, Ton- und Videoaufnahmen in Rohform. Von dort aus erfolgt ihre Bearbeitung für die unterschiedlichen Plattformen.

Crossmedia im Marketing besteht aus koordinierten Maßnahmen im Rahmen der Kommunikationspolitik. Die Gestaltung der Werbebotschaft wird so angelegt, dass Kunden und Endverbraucher diese über verschiedene Medien beziehen können. Alle Medienkanäle sind durch eine gleichlautende Botschaft miteinander verknüpft.

Die Technik sorgt dafür, dass dieselben Inhalte über mehrere Kanäle vertrieben werden können. Die technische Annäherung der klassischen Medien Presse, Hörfunk und Fernsehen sowie des Web- und Mobilfunks macht es möglich. Hinzu kommen enge Verknüpfungen in wirtschaftlicher und funktioneller Hinsicht.

 

2.2 Printmedien

Das gedruckte Wort und Bild

Journalisten, die erfolgreich mit Crossmedia arbeiten wollen, müssen die einzelnen Medienkanäle sowie ihre spezifischen Vor- und Nachteile kennen. Denn wenn ein Thema auf verschiedenen Kanälen publiziert werden soll, bedeutet das eine sorgfältige Aufbereitung für das jeweilige Medium. Denselben Qualitätsanspruch, den der Leser an einen Text stellt, hat auch der Betrachter eines Videos. Für den Journalisten bedeutet das: Er muss sein Handwerk auf allen Kanälen beherrschen und vor allem das technische Know-how für die Umsetzung mitbringen.

Der Bereich der Printmedien umfasst Zeitungen und Zeitschriften. Der große Vorteil dieser Medien besteht darin, dass sie überallhin mitgenommen und gelesen werden können, ohne dass der Nutzer ein Gerät oder einen Stromanschluss benötigen. Ihren großen Vorteil der Aktualität haben insbesondere Tageszeitungen nicht nur durch das Internet, sondern auch durch Fernsehen und Hörfunk verloren. Diesen scheinbaren Makel können Tageszeitungen aber dadurch ausgleichen, dass sie mehr als nur die bloße Nachricht präsentieren. Hintergründige Berichterstattung gilt ohnehin als Domäne von Zeitschriften und Magazinen, die deshalb auch ein sehr hohes Renommee genießen.

Der offensichtlichste Nachteil für den Nutzer besteht darin, dass er durch die Printmedien ein relativ hohes Müllaufkommen hat. Will er in einer älteren Ausgabe gezielt nach einem bestimmten Bericht suchen, muss der Nutzer außerdem relativ aufwändig suchen, weil er ein Inhaltsverzeichnis allenfalls in den einzelnen Ausgaben eines Magazins findet. Der größte Nachteil für den Journalisten besteht darin, dass er relativ strikt in dem Schema journalistischer Normen arbeiten muss. Ein Bericht muss sachlich und neutral verfasst sein, persönliche Eindrücke oder Meinungen sind strikt untersagt. Das kann er lediglich dadurch umgehen, indem er beispielsweise einen Kommentar neben einen Bericht setzt. Ein weiterer Nachteil, der sich aus den technischen Rahmenbedingungen ergeben kann: Ein Thema kann bereits bei der Erscheinung bereits veraltet sein, weil sich während der Herstellung ein komplett neuer Aspekt ergeben hat.

2.3 Hörfunk

Das gesprochene Wort

Über Jahrzehnte hinweg galt der Hörfunk als das schnellste Medium. Diesen Status hat das Medium zwar an das Internet verloren, dafür profitiert es wie kein Zweites von der technologischen Entwicklung. Denn für den Empfang über ein Radiogerät benötigt der Sender eine terrestrische Lizenz. Das Internet-Radio ist eine beliebte Alternative, um Radiostationen aus aller Welt zu empfangen. Die Hörer können also auch Programme hören, die sie über das Radio gar nicht oder nur in einer sehr begrenzten Region empfangen können. Nach wie vor gilt der Hörfunk als das Medium, an das sich die Hörer emotional am stärksten binden. Das liegt unter anderem daran, dass der Schwerpunkt der meisten Sender auf einem musikalischen Programm liegt. Der Hörfunk bietet zudem Raum für Randgruppenformate wie Hörspiele, die häufig im Nachtprogramm laufen.

Beim Hörfunk handelt es sich um ein typisches Hintergrundmedium, das nebenbei läuft. Der Hörer kann nebenbei andere Tätigkeiten erledigen und sich mit Familienmitgliedern, Freunden oder Gästen unterhalten, während das Radio im Hintergrund läuft. Dafür bietet das Radio – bis auf wenige Spezialsender – relativ wenig Raum für journalistische Inhalte und Formate. Das liegt auch daran, dass die Informationen nur gehört, also vom Gehirn schlechter aufgenommen und verarbeitet werden.

2.4 Fernsehen

Das bewegte Bild

Ab den 1950er Jahren galt das Fernsehen als ein sogenanntes Leitmedium, dessen Themen die öffentliche Diskussion bestimmten. Und kein anderes Medium war so umstritten, weil viele Nutzer ihren Tagesablauf rund um das Fernsehprogramm strukturierten, übertriebener Konsum wirkte sich außerdem negativ auf die Kommunikation innerhalb der eigenen Familie aus. Dies gilt ebenso als Nachteil des Mediums wie die Tatsache, dass die Freizeitgestaltung bei hohem Fernsehkonsum ausschließlich passiv verläuft. Hinzu kommt ein negativer Einfluss vor allem auf junge Menschen durch die Darstellung von Gewalt. Zwar versuchen die Sender diesem entgegen zu wirken, indem sie die Sendungen auf altersgemäße Sendezeiten verlegen. In der Praxis bringt das allerdings nicht allzu viel, weil in den meisten Familien jedes Mitglied mittlerweile sein eigenes Gerät besitzt. Den Fernsehkonsum beschränken können also allenfalls die Eltern, die jedoch in sozialen Problemfamilien durch exzessiven Fernsehkonsum selbst mit einem schlechten Beispiel vorangehen.

Dem gegenüber steht jedoch eine ganze Reihe von Vorteilen. Gerade wenn es um journalistische Inhalte geht, sind die Informationsmöglichkeiten vielfältiger. Weil das Hauptaugenmerk in der Produktion auf Bildern legt, kommen die Informationen eindringlicher beim Nutzer an. Bei Dokumentationen lassen sich beispielsweise auch komplexe Themen mit den passenden Bildern anschaulich gestalten. Darüber hinaus sind Live-Übertragungen möglich, sodass der Zuschauer das Gefühl hat, einem Ereignis direkt beizuwohnen.

2.5 Internet

Journalismus im Netz

Den Rang als schnellstes Medium hat das Internet dem Hörfunk fast spielende abgelaufen. Denn sobald eine Nachricht oder Meldung gepostet ist, ist sie sofort weltweit abrufbar. Darüber hinaus bietet es eine Plattform für zahlreiche weitere Dienste wie E-Mail, Telefonie, Fernsehen und Hörfunk. Es ist also eigentlich weit mehr als ein Medium, sondern bietet anderen Medien die Infrastruktur für die Publikation von Nachrichten.

Die Geschwindigkeit ist das größte Plus, welche das Internet seinen Benutzern gibt. Denn die Informationen sind konkurrenzlos schnell verfügbar. Weil es sich um ein weltweites Netzwerk von miteinander verbundenen Rechnern und Servern handelt, gilt außerdem ein Ausfall als unmöglich oder zumindest extrem unwahrscheinlich. Sofern der User effektive Suchstrategien anwenden kann, findet er außerdem zahlreiche Informationen zu jedem beliebigen Thema. Zudem bietet das Internet die Möglichkeit, sich anonym zu bewegen und mit einer großen Masse an Menschen Informationen auszutauschen. Der Arabische Frühling, der den Sturz von Diktatoren und zu einer breiten Demokratiebewegung im arabischen Raum geführt hat, wäre ohne die Möglichkeiten des Internets nicht möglich gewesen.

Zu den Nachteilen des Internets gehört neben einer Sicherheitsproblematik bezüglich der eigenen Daten auch die oft mangelhafte Qualität von Informationen. Denn jeder kann ungeprüft auch Informationen einstellen, die von dubiosen Quellen stammen. Auch die Gefahr der Cyber-Kriminalität bei einem allzu sorglosen Umgang mit den eigenen, persönlichen Daten ist nicht zu unterschätzen. Beispielsweise können Hacker mit einem relativ geringen Aufwand Kontodaten ausspähen und das Konto leer räumen. Und schließlich kann das Internet nur mit einem gewissen technischen Grundverständnis und den entsprechenden Geräten genutzt werden.

2.6 Social Media

Facebook, Twitter & Co.

Unter Social Media versteht man digitale Medien, die von der Aktivität der Nutzer leben. Als bekannteste Social Media Plattformen gelten Twitter und Facebook, die sich von einer Spielwiese jugendlicher Technikfreaks zu modernen Massenmedien entwickelt haben. Der größte Vorteil von Social Media Plattformen besteht darin, dass Menschen weltweit direkt miteinander kommunizieren können und sich Informationen sehr rasch verbreiten können. Zudem zeichnen sich die Plattformen durch ihre Möglichkeiten zur Multimedialität aus. Videos lassen sich ebenso leicht einbinden wie Audiotracks. Hinzu kommt durch den leichten Zugang und die fast intuitive Bedienung ein hohes Maß an Benutzerfreundlichkeit.

Der größte Vorteil von Social Media kann aber sehr schnell in einen Nachteil umschlagen. So können einige missliebige Kommentare ausreichen, um eine Diskussion aus dem Ruder laufen zu lassen, was zu einem regelrechten Shitstorm entfachen kann. Für den Journalisten und das Medium, das Social Media als Element seiner Crossmedia-Berichterstattung nutzt, kann dadurch sehr schnell ein Imageschaden entstehen. Auch können die eigenen Posts von Selbstdarstellern als Plattform genutzt werden, welche die Diskussion in eine unerwünschte Richtung lenken. Der Urheber des eigentlichen Posts hat kaum Möglichkeiten, dagegen anzusteuern, ohne den Imageschaden noch weiter zu vergrößern.

2.7 Kombination: Print-Web-Social Media

Gedruckt, im Netz und geteilt.

Der Webauftritt mit einer eigenen Homepage ist für Verlagshäuser, die im Geschäft mit Printmedien aktiv sind, Pflicht. Bei der eigenen Homepage handelt es sich in erster Linie um ein Imageprojekt, das genutzt wird, um das eigene Haus und die einzelnen Titel vorzustellen. Verlage, die Magazine in ihrem Programm haben, können einen Schritt weitergehen und auf der Homepage gleich eine Vorschau auf die nächsten Titel geben, eventuell mit einigen kurzen Textanrissen, um den Leser neugierig auf die nächsten Ausgaben zu machen. Diese Vorschau macht für Tageszeitungen keinen Sinn, weil ihre Redaktionen ja in erster Linie auf das Tagesgeschehen im öffentlichen Leben reagieren. Dagegen bieten sie gern die Printausgabe zusätzlich als E-Paper an, die ebenfalls abonniert werden kann. Dieser Service wird beispielsweise von Studenten und Arbeitnehmern gern genutzt, die auswärts studieren oder arbeiten und sich über die Geschehnisse in der Heimat informieren wollen. Anzeigenblätter, die kostenlos verteilt werden, gehen sogar noch einen Schritt weiter und stellen die Printausgabe nach der Erscheinung direkt als E-Paper ins Netz.

Social Media ist für viele Redaktionen außerdem ein unverzichtbarer Bestandteil des Crossmedia-Konzepts. Die Journalisten posten beispielsweise die Topmeldungen des nächsten Tages, schreiben einen kurzen Teasertext und weisen auf den Volltext in der nächsten Ausgabe hin. Bereits erschienene Artikel werden gern in voller Länge gepostet. Die verantwortlichen Journalisten erhalten dadurch ein direktes Feedback von den Lesern und können direkt mit ihnen kommunizieren.

2.8 Kombination: Hörfunk-Web-Social Media

Senden, publizieren und liken.

Der Hörfunk dürfte in der Reihe der etablierten Medien am meisten von crossmedialer Arbeit profitieren. Denn die reguläre Reichweite der Radiosender hängt davon ab, für welches Sendegebiet die terrestrische Lizenz gilt. Sofern sie einen Livestream auf der Homepage einbinden und Internetradio anbieten, können auch Hörer außerhalb des eigenen Sendegebietes das Programm empfangen.

Die Sender können die eigene Homepage außerdem für einen umfangreichen Serviceteil nutzen, der im Rahmen des regulären Programmes nicht möglich wäre. Verlosungsaktionen beispielsweise können auf der Webseite wesentlich attraktiver gestaltet werden als es im Radio an sich möglich ist. Hier lässt sich allenfalls eine telefonische Verlosungsaktion von Konzertkarten oder ähnlichem organisieren. Weil nur wenige Hörer die Chance haben, beim Anruf an die Hotline tatsächlich zum Zug zu kommen, sorgt das unter Umständen für Frust.

Welches Gesicht steckt hinter der Stimme?

Die Homepage wird von Sendern, die intensives Crossmedia betreiben, allerdings noch sehr viel intensiver genutzt. So erfahren die Hörer, welcher Titel gerade aktuell zu hören ist oder sie erfahren Wissenswertes zu den Hintergründen, wie der Song entstanden ist oder zum Interpreten. Auch das Redaktionsteam wird auf der Homepage gern vorgestellt. Dadurch erfahren die Hörer, welches Gesicht sich hinter der Stimme am Mikrofon verbirgt.

Social Media bietet dem Hörfunk eine sinnvolle Ergänzung zur Crossmedia-Berichterstattung. Jeden einzelnen Song, der gerade läuft, zu posten, bringt selbstverständlich nicht den gewünschten Effekt. Stattdessen sollte die Redaktion bestimmte Highlights über die sozialen Netzwerke verbreiten. Dazu gehört beispielsweise der Besuch eines Stars in der Redaktion, der mit Fotos untermalt publik gemacht werden kann.

2.9 Kombination: Fernsehen-Web-Social Media

Vom Bildschirm ins Netz und dann zu Facebook

Dass Fernsehsender eine Homepage mit einem umfangreichen Service- und Informationsteil anbieten, ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Die Zuschauer können sich auf der Webseite direkt über das aktuelle Programm informieren, ohne lange in einer Fernsehzeitschrift blättern zu müssen. Darüber hinaus finden die Seitenbesucher zahlreiche Informationen zu den einzelnen Serien und Sendungen. Beispielsweise kann ein Thema, das in den Nachrichten kurz behandelt wurde, auf der Homepage umfangreicher dargestellt werden, sodass sich der Zuschauer umfassend informieren kann.

Social Media: im Dialog mit den Stars

Für die Fernsehsender selbst bieten die Social Media Plattformen auf den ersten Blick nur ein relativ geringes Potenzial. Dieses lässt sich erst dann völlig ausreizen, wenn die prominenten Gesichter des Senders diese intensiv nutzen. Sie können Twitter, Facebook und Co. dazu nutzen, um wichtige Infos direkt an die Fans weiterzugeben und mit diesen in Kontakt zu treten. Durch die Möglichkeit, dass Postings geteilt werden können, erreichen sie außerdem ein Vielfaches der Menschen, die sie direkt erreichen könnten. Weil die interessierten Fans freiwillig als Multiplikatoren auftreten, indem sie die Inhalte teilen, bekommen die Moderatoren sowie Schauspieler und somit auch die Sender einen völlig kostenlosen Werbeeffekt.

  1. Journalisten

 

3.1 Crossmediales Denken

 

Die Fähigkeit, crossmedial zu denken

Worin bestehen die Schwierigkeiten im Crossmedia-Bereich? Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind die gestiegenen Anforderungen hinsichtlich der handwerklichen Fähigkeiten. Wer bisher nur Erfahrungen in den herkömmlichen Medien gemacht hat, sieht sich bei crossmedialer Arbeit mit Stilmitteln und Tools konfrontiert, die ihm eventuell noch fremd sind. Außerdem ist es eher selten, dass Journalisten in allen Medien die gleichen Qualifikationen an den Tag legen. Der Umgang mit sämtlichen Medien lässt sich zwar erlernen, dennoch ist es normal, dass jeder auf einem anderen Gebiet individuelle Talente und Vorlieben ausspielt.

Bei der Erörterung des Themas „Crossmedia“ dreht es sich aktuell kaum darum, ob Journalisten Alleskönner sein müssen. Die wirkliche Herausforderung ist das spezifische konzeptionelle Crossmedia-Denken. Dessen Kernaufgabe besteht darin, über die Plattformen hinweg Konzeptionen und damit auch eine neue journalistische Darstellungsform zu kreieren. Denn Crossmedia dient weder einem Selbstzweck noch als Reproduktionsmethode für existierenden Content. Das Zauberwort heißt „Mehrwert für den Nutzer“ in jeder nur denkbaren Form.

Nicht immer kann die Frage, was der Nutzer von der crossmedialen journalistischen Arbeitsweise letzten Endes hat, schlüssig beantwortet werden. Denn die tägliche Praxis zeigt, dass noch längst nicht alle Inhalte auf sämtlichen Kanälen mit konzeptionellen Ideen unterlegt sind. Standard ist eher, dass vielfach mit der Reproduktion von Content oder bloßer Resteverwertung gearbeitet wird. Vieles wird veröffentlicht, was anderswo – vermutlich aus gegebenem Anlass – noch nicht gebracht wurde. Ein Beispiel: In einer Redaktion werden die besten Aufnahmen eines Fotografen von der Speicherkarte gezogen, um die Print-Ausgabe zu illustrieren, die schwächeren Bilder landen oft in einer der austauschbaren, schlecht gepflegten Internet-Bildergalerien. Wer solche Jobs als crossmediale Arbeit bezeichnet, hat vom Wesen und der für Crossmedia typischen Denkweise nicht viel begriffen.

Als Medium der Zukunft gelten Live-Videos bei der crossmedialen thematischen Umsetzung. Ehe das entsprechende Konzept entwickelt wird, ergeben sich verschiedene Fragen, beispielsweise welcher Inhalt in welchem Setting gezeigt werden soll. Danach ist zu überlegen, welche technischen Voraussetzungen dafür erforderlich sind. Die nächste Frage betrifft die Synergien, die zwischen den Inhalten entstehen. Daraus resultieren weitere Überlegungen: Wie sehen die zeitlichen Abläufe bei der Publikation aus, und welche Rechte werden benötigt? Und schließlich die alles entscheidende Frage: Wo und wodurch entsteht für den User der gefragte Mehrwert oder Nutzen?

3.2 Crossmediale Kompetenzen

Was man können muss

Die inhaltliche Ebene ist nur eine Dimension von Crossmedia. Eine weitere besteht im unternehmerischen Kalkül medienübergreifender Umsetzungen auf der Ebene der Produktion. Crossmedia bedeutet im Hinblick auf die journalistische Kompetenz, dass sich diese nicht gewandelt, sondern ausgeweitet hat. Gute Ideen, Talent zum Schreiben und flotter Umgang mit dem PC reichen nicht mehr aus, um sich im Journalismus durchzusetzen.
Die heute geforderten Kernkompetenzen werden in den Lehrplänen für eine Crossmedia Ausbildung berücksichtigt und umfassen im Wesentlichen folgende Ebenen:

 

  • Technische Ebene: die Fähigkeit, mehrere Kanäle bedienen zu können, die Beherrschung der Redaktionssysteme und der Wege für die Aufbereitung journalistischer Beiträge sowie das Know-how, für sämtliche Medien als Produzent zu fungieren.
  • Ebene der Vermittlung: Kompetenz in Präsentationstechnik, Verknüpfung von Medien zu neuen Darstellungsformen und zielgruppengerechte Aufbereitung.
  • Ebene des Redaktionsmanagements: Entwicklung von Crossmedia Konzepten, verbunden mit organisatorischer Kompetenz, und gezielte Zusammenarbeit mit den Kollegen im Newsroom.

 

3.3 Equipment

 

Welche Geräte braucht man?

 

Für die crossmediale Arbeit benötigt der Journalist natürlich auch das entsprechende Equipment. Dazu gehören neben dem Smartphone, einem Camcorder und einem Aufnahmegerät für Audioaufnahmen auch die entsprechenden Schnittsysteme. Ein besonderes Augenmerk sollte der Journalist vor allem auf die Software legen. Die Hersteller legen nämlich bei neuen Versionen nicht nur großen Wert auf möglichst viele neue Funktionen. Auch der Grad der Benutzerfreundlichkeit steigt mit jedem Update. Wer Wert auf ein einwandfreies und aktuelles Equipment legt, kann sich im Endeffekt in der Produktion also jede Menge Zeit sparen.

Schon bevor sich der Journalist an die Recherche zu einem Thema macht, sollte er sich überlegen, auf welchen Kanälen er es publizieren möchte. Dann hat er im Zweifelsfall alles benötigte Equipment bei sich und macht auf seine Gesprächspartner keinen unprofessionellen Eindruck. Auch die notwendigen Genehmigungen sollte er bereits im Vorfeld einholen. Das betrifft vor allem die Drehgenehmigungen für Videos. Für Fotos dagegen reicht es in der Regel, vor Ort nachzufragen, ob fotografiert werden darf. Das ist selbst bei Veranstaltungen im Öffentlichen Raum, etwa bei Konzerten, nicht selbstverständlich oder nur eingeschränkt möglich.

 

Unabdingbar für crossmediales Arbeiten ist natürlich die entsprechende Software. Die Software-Hersteller haben längst auf den Trend Crossmedia reagiert und bieten Publishing-Software sowie Schnittsysteme an, mit welchen auch der Laie professionell arbeiten kann. Quark XPress war übrigens eines der ersten Programme, mit dem aus einzelnen Dokumenten sowohl Layouts für Print als auch Webprojekte gestaltet werden konnten. Es handelt sich dabei um ein Desktop Publishing-Programm, das in zahlreichen Redaktionen, die kein eigenes Redaktionssystem besitzen, im Einsatz ist.

3.4 Crossmedialer Alltag

 

Einzelne Aufgaben der crossmedialen Arbeit

Wer es lernt, die wichtigsten Fragen effektiv zu beantworten, hat einen entscheidenden Schritt in Richtung crossmediale Denkweise gemacht. Es wird immer wichtiger, über den Standort des Nutzers informiert zu sein, an dem dieser Inhalte konsumiert. Unser Zeitalter gewinnt zunehmend an Mobilität, und die benutzten Endgeräte spielen ebenfalls eine Rolle. Das Handy wurde vom Smartphone abgelöst, welches wie die populären Tablet-Computer jederzeit Zugriff zu Informationen ermöglicht.

Diese Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen: Es wird damit gerechnet, dass mehr Inhalte auf mobilem Weg zu den Nutzern gelangen als über stationäre Rechner. Dies sind Fakten, die im Mittelpunkt einer Crossmedia-Konzeption stehen sollten. Der Aspekt der Situation, in welcher der User Informationen konsumiert, muss differenzierter durchdacht werden denn je.

Eine ähnliche Herangehensweise sollte auch der Auswahl der Technik zugrunde liegen. Durch das immense Angebot an ausgezeichneter Hard- und Software wird die Auswahl nicht unbedingt leichter – das beginnt bereits bei der richtigen Kamera für den Videodreh. Die passende Ausrüstung ist ein komplexes Thema, denn die technische Entwicklung geht rasant voran. Ein Beispiel dafür sind die für einige Jahre angesagten Flip-Kameras, deren Funktion inzwischen durchschnittliche Smartphones genau so gut erfüllen. Diese können ähnlich wie ein Tablet dazu dienen, komplette crossmediale Beiträge zu produzieren. Mit denen sind voraussichtlich keine Medienpreise zu gewinnen, aber für den spontanen Einsatz vor Ort eignen sie sich in den meisten Fällen.

Synergien ist eines der Reizwörter, mit denen viele auf Anhieb Rationalisierungen verbinden. Das Wort steht bei den meisten eher für Effizienz als für sachkundige journalistische Inhalte. Im Crossmedia-Bereich sind damit Methoden gemeint, die sich für die Planung crossmedialer Produktionen eignen. Es verhält sich aber nicht so, dass Crossmedia grundsätzlich bedeutet, nur eine Person mit sämtlichen Tätigkeiten zu betrauen.

Bei Teamarbeit wird festgelegt, wer welche Aufgaben übernimmt und welche Geräte dafür benötigt werden. Ein Beispiel: Ein mit Videokamera aufgenommenes Interview kann auf unterschiedlichen Kanälen gezeigt werden, muss aber nicht unbedingt als Video genutzt werden. Die Videokamera lässt sich als eine von mehreren Optionen für die Aufzeichnung des Interviews einsetzen. Im Umkehrschluss: Wird ein Gespräch nicht mit einer Videokamera aufgenommen, kann der Inhalt nicht multi- oder crossmedial vermittelt werden. Das Wesen der Synergien besteht also darin, nicht für jeden Kanal eine eigene Komplettproduktion vornehmen zu müssen.

Der Journalismus hat tagtäglich mit Terminen, Deadlines und Schnelligkeit zu tun. Für crossmediale Publikationen gibt es keine allgemeingültigen Zeitvorgaben. „Online first“ muss nicht für ein Boulevardblatt gelten, das sich über reißerische Aufmacher und Schlagzeilen verkauft. Nachweisbar ist die Aufmerksamkeit für journalistische Projekte höher, die in den Social Media präsentiert und begleitet werden. Die Überlegungen zum zeitlichen Ablauf, wann und in welcher Form eine crossmediale Produktion erscheinen soll, sind der entscheidende Punkt.

Was die rechtliche Seite angeht, betrifft dieses Thema weniger die eigentlichen Aufgaben im Journalismus. Dennoch ist es nicht unwichtig zu wissen, wie es beispielsweise um Bildrechte steht. Dürfen bei einer Agentur eingekaufte bewegte Bilder auch im Netz verwendet werden? Juristisch fundierte Bildung wird nicht erwartet, aber ein paar Grundkenntnisse könnten sich als nützlich erweisen.

Wie erwähnt, heißt die wichtigste Frage, welchen Mehrwert ein crossmediales Projekt für den Nutzer bietet. Ist der Inhalt so spannend formuliert und aufgemacht, dass jemand deshalb die Plattform wechselt und sich beispielsweise das Video dazu online anschaut? Es klingt simpel, ist aber in der Praxis nicht so einfach zu bewerkstelligen. Denn jedes Medium erfordert spezifische Überlegungen: Einen Zeitungsartikel mit einem Teaser „aufzupeppen“, ihn mit dem Hinweis auf die nächste Ausgabe der Zeitung zu versehen und ins Netz zu befördern, dürfte nicht gerade als Königsweg gelten. Schlechtes crossmediales Marketing hat mit originellem und innovativem Journalismus nicht viel zu tun. Bekommt der Nutzer den Eindruck, ihm werden Inhalte vorenthalten, wird er sich recht bald anderen medialen Informationsquellen zuwenden.

Crossmedia setzt strategisches Denken voraus, damit die journalistischen Inhalte gleich gewichtet und als relevant betrachtet werden. In manchen Journalistenköpfen besitzt das Internet noch nicht den Stellenwert, der ihm längst zukommt. Wer es nicht schafft, dem Online-Inhalt genau so viel Aufmerksamkeit zu schenken wie anderen Kanälen, zieht sich den Unmut der Nutzer zu. Also müssen nicht nur handwerkliche Fähigkeiten im Journalismus hinzugelernt werden, sondern auch die Denkarbeit sollte sich entscheidend verändern. Wer crossmedial erfolgreich arbeiten will, unterscheidet nicht mehr zwischen wichtigen und unwichtigen Kanälen. Heute findet Journalismus überall statt, wo sich Menschen als aktive und passive Rezipienten aufhalten.

 

3.5 Vorteile

Vorteile für Journalisten

 

Der Blick über den Tellerrand des eignen Mediums bietet dem Journalisten eine Reihe von Vorteilen:

Größere Reichweite

Der größte Vorteil, den der Journalist durch Crossmedia genießt, ist die größere Reichweite. Durch die Publikation seines Themas auf möglichst vielen Kanälen erhöht er die Chance, dass er neue Leser oder Zuschauer gewinnt, beträchtlich. Das wirkt sich zum einen positiv auf das Medium auf, für welches er arbeitet, zum anderen kann es ihm auch persönliche Vorteile bringen: Er kann neue Kontakte knüpfen und möglicherweise sogar leichter neue Auftrag- oder Arbeitgeber finden, wenn er über einen Wechsel nachdenkt.

Dialog mit dem Nutzer

Sofern der Journalist Social Media in seine Crossmedia-Publikationen einbindet, erhält er direktes Feedback vom Mediennutzer. Denn hier liegt die Hemmschwelle, einen Kommentar abzugeben, relativ niedrig. Noch vor wenigen Jahren bestand die einzige Möglichkeit für den Mediennutzer im Verfassen eines Briefes an den zuständigen Journalisten. Dieser wurde allenfalls von Printmedien in Form eines Leserbriefes abgedruckt, allerdings erhielt der Nutzer meist keine direkte Antwort auf seinen Kommentar. Dies machen die Neuen Medien möglich, wodurch wiederum die Bindung des Nutzers an das eigentliche Hauptmedium gestärkt wird.

 

Entscheidungsfreiheit

 

Zwar stellt Crossmedia höhere Anforderungen an den Journalisten, andererseits bietet ihm diese Form der Arbeit auch ein höheres Maß an Entscheidungsfreiheit. Denn nicht jedes Thema eignet sich dafür, crossmedial eingesetzt zu werden. Im Zweifelsfall muss also der Journalist, der das Thema bearbeitet, entscheiden, auf welchen Kanälen es später publiziert wird. Das kann er allerdings nur, wenn er zumindest eine Ahnung davon hat, wie welche Kanäle funktionieren und wie etwa Videos produziert werden. Im Zweifelsfall muss er mit Kollegen im Team zusammenarbeiten, um eine optimale Arbeit abzuliefern. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass die Stärken eines jeden Mediums voll ausgespielt werden können. Wenn er beispielsweise eine Rettungsaktion dokumentieren soll, kann er mit einem mobilen Gerät eine Nachricht direkt vor Ort einstellen. Im Bericht kann er die Hintergründe der Rettungsaktion ausführlich darstellen, während er mit Foto- und Videokamera die dramatischsten Momente einfangen kann. Dadurch beleuchtet er das Thema von mehreren Facetten, die Beiträge ergänzen sich sinnvoll und der Journalist macht den Nutzer des jeweiligen Mediums neugierig auf mehr.

Experimentiermöglichkeiten

Während der Journalist in seinem Hauptmedium relativ fest in das journalistische Schema eingebunden ist, bietet ihm Crossmedia die Möglichkeit, das Thema freier zu bearbeiten. Bis zu einem gewissen Grad kann er mit Stilmitteln und Darstellungsformen spielen und hat dadurch einen wesentlich höheren kreativen Spielraum.

3.6 Nachteile

 

Nachteile für Journalisten

 

Natürlich sind mit Crossmedia auch einige Nachteile damit verbunden:

 

Zeitfresser

 

Der größte Nachteil, den Crossmedia für den Journalisten mit sich bringt, ist der Zeitfaktor. Denn die Zeit, die er für crossmediale Aktivitäten aufwendet, fehlt ihm für seine eigentliche Hauptaufgabe. Während sich Journalisten, die fest in einer Redaktion arbeiten, durch Arbeitsteilung behelfen können, kann das für Freelancer zu einem ernsthaften Problem werden. Sie müssen im Alleingang sämtliche Kanäle bedienen, was gerade bei komplizierten und zeitintensiven Themen die Anzahl der Fehlerquellen beträchtlich erhöht. Als klassischer Fehler gilt die falsche Platzierung eines Fotos oder – noch schlimmer – eines falschen Fotos. Im schlimmsten Fall handelt sich der Journalist damit beträchtlichen Ärger ein, vor allem, wenn Einzelpersonen auf den Fotos zu sehen sind, deren Persönlichkeitsrechte mit der Veröffentlichung verletzt werden.

Häme in den sozialen Netzen

Direkt daraus kann sich der nächste, noch gravierendere, Nachteil ergeben, falls Social Media in das Crossmedia-Konzept eingebunden ist: Sofern dem Journalisten ein Fehler unterlaufen ist, sind hämische Kommentare unter dem Posting quasi schon vorprogrammiert. Hier kann der Journalist kaum angemessen darauf reagieren außer zu hoffen, dass das Netz schnell vergisst.

3.7 Chancen

 

Chancen für Crossmedia-Spezialisten und -Generalisten

Wer sich für den Journalismus entscheidet und dort seine berufliche Zukunft sieht, muss sich von vielen Vorstellungen verabschieden, die sich in den Köpfen etabliert haben und aus unterschiedlichen Quellen wie Ambitionen, Visionen, Vorurteilen, Illusionen, Erfahrungen, Einblicken und Eindrücken gespeist werden. Der harte journalistische Alltag bildet sich nicht am Pult mit futuristischem Design der eloquenten TV-Anchormen oder -women ab, sondern bedeutet in erster Linie Kleinarbeit, die auch einiges an Routine mit sich bringt.

Die Branche verändert sich in einem atemberaubenden Tempo, und der crossmediale Entwicklungsprozess ist nicht mehr aufzuhalten. Daher gilt es als unumgänglich, sich mit den entsprechenden Crossmedia Methoden nicht nur vertraut zu machen, sondern ein grundlegendes Verständnis dafür aufzubringen. Zu den zentralen Anforderungen gehören neben der Recherche die Produktion, das Design und die Aufnahmetechnik.

Berufsanfängern im Journalismus, die auf eine crossmediale Ausbildung zurückgreifen können, fällt es leichter, sich einem veränderten und sich weiter wandelnden Berufsbild anzupassen und zudem in die Zukunft zu planen. Besonders zu Beginn einer journalistischen Laufbahn ist es wichtig, seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen und zumindest ein Grundverständnis der zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle zu besitzen. Das Ziel kann zwar nicht darin bestehen, sämtliche Medien perfekt zu beherrschen. Doch sollten ausgebildete Journalisten in der Lage sein, sich mit den Profis auf den verschiedenen Crossmedia Gebieten verständigen zu können. Es zeichnet sich ab, dass Redakteure und freie Journalisten immer mehr zu Mediengestaltern werden. Dies zu akzeptieren und sich darauf einzustellen, gehört zu den Grundvoraussetzungen, um die Herausforderungen im modernen Journalismus anzunehmen.

Absolventen werden häufig mit dem Vorwurf konfrontiert, von allem ein wenig zu wissen, doch nichts wirklich zu können. Insofern ist es ratsam, sich nach dem Einstieg in den Journalismus auf dem weiten Crossmedia Feld zu spezialisieren. Das crossmediale Spektrum in seiner ganzen Breite hält dafür zahlreiche Möglichkeiten offen – auf den Inhaltsebenen sind ebenso Experten gesucht wie auf der Produktionsebene. Es darf damit gerechnet werden, dass künftig zwei Journalistentypen die Medienbranche prägen: der im Hintergrund werkelnde Generalist als Themenplaner und Organisator und der Spezialist, der einzelne Themen umsetzt, die Fachkompetenz für eine bestimmte Sparte mitbringt oder ein klar definiertes Themenfeld besetzt.

 

Fazit: Die Aussichten sind gut – Crossmedia Journalismus wird in allen Redaktionen benötigt, die nicht nur Schritt halten, sondern das Tempo in der medialen Entwicklung mitbestimmen. Das betrifft sämtliche Medien einschließlich Print und Radio, aber ebenfalls Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auch im Bereich PR und Marketing wird kräftig umgedacht.

 

3.8 Die Don‘ts

 

Was man tunlichst vermeiden sollte

 

Der verhängnisvollste Fehler, den ein Journalist machen kann, besteht darin, jedes Thema in jedem Medium publizieren zu wollen. Während die gleichzeitige Publikation im Hauptmedium und im Online-Portal meist kein Problem darstellt, eignet sich beileibe nicht jedes Thema für ein Video, eine Audioaufnahme oder für Social Media. Wer auf Biegen und Brechen Crossmedia betreiben möchte, liefert nur eine schlechte Qualität ab, die langfristig negative Folgen hat. Welches Thema sich für welche Kanäle eignet, ist stets vom Einzelfall abhängig und muss individuell entschieden werden.

Gerade bei Video- und Fotoaufnahmen besteht die Gefahr, Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Grundsätzlich gilt: Ein Journalist darf niemanden gegen seinen Willen aufnehmen. Eine Ausnahme gilt nur, wenn die Person im öffentlichen Raum fotografiert wird, also beispielsweise, wenn es sich um eine Gruppenaufnahme handelt. Ansonsten braucht der Journalist die ausdrückliche Genehmigung, dass fotografiert oder gefilmt werden darf.

Die Gefahr von Urheberrechtsverletzungen besteht vor allem bei Video- und Audioaufnahmen. Zwar klingt es besser, wenn eine Szene musikalisch untermalt ist, doch wenn es sich nicht um Konzertaufnahmen handelt, kann das im Nachhinein erheblichen Ärger zur Folge haben. Zur Untermalung der Szenen sollte der Journalist GEMA-freie Titel verwenden oder im Zweifelsfall darauf verzichten. Im schlimmsten Fall drohen nämlich eine Anzeige wegen Urheberrechtsverletzung und eine saftige Nachzahlung für die entsprechenden Gebühren.



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