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Studie: KI im Journalismus – Was denken Journalistinnen und Journalisten?

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Wie nehmen Journalistinnen und Journalisten die Verwendung von KI-gestützten Werkzeugen bei der Herstellung von journalistischen Inhalten wahr? Welche Folgen erwarten sie für ihren Arbeitsalltag und ihr Berufsbild? Diese Fragen untersuchte eine Kurzstudie der Hans-Böckler-Stiftung, die den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus aus der Perspektive von Beschäftigten beleuchtet. Dazu führten die Autorinnen und Autoren unter anderem Interviews mit Medienschaffenden und Fachleuten durch.

Eine große Sorge vieler Befragter ist laut Studie die aufgrund von KI-Systemen einfachere Verbreitung von Desinformation und Fake News. Andererseits gibt es auch viel Optimismus und Neugierde hinsichtlich der Nutzung von KI-Tools im journalistischen Alltag: sei es bei der Produktion oder bei Recherchen, der Erstellung von Inhalten oder der Distribution.

So besteht beispielsweise bei vielen die Hoffnung, dass sich wiederholende Produktionsschritte von KI-Systemen erledigt werden können – z. B. durch die Nutzung von KI-gestützten Chatbots oder Textgeneratoren, um Zusammenfassungen, Überschriften oder Textvariationen für Social-Media-Plattformen zu erstellen. Auch im Bereich der Distribution sehen viele Chancen: So könnten Inhalte automatisiert SEO-optimiert, zeitlich unabhängig und in Ansprache und Stil an die Bedürfnisse bzw. Vorgaben der sozialen Netzwerke angepasst werden.

Empfinden die Befragten durch den Einsatz einen erhöhten Arbeitsdruck – oder nehmen sie diesen als Entlastung wahr? Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten der Befragten die Arbeit mit KI-Anwendungen „tendenziell als erleichternd, effektivierend und entlastend“ wahrnehmen. Als Beispiele wurden etwa Zusammenfassungen komplexer Texte genannt, bei denen KI-Tools helfen können, oder im Bereich der Ideenfindung der Einsatz als „Sparringpartner“.

Die Zeitersparnis, die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz entsteht, ermögliche es, sich den eigentlichen journalistischen Aufgaben zu widmen – etwa der Recherche oder dem Gespräch mit Menschen. Dies wird gerade in Zeiten, in denen der Journalismus oft unter wirtschaftlichem Druck steht, als positiv beschrieben.

Als neue, belastende Anforderung wird dagegen von einigen empfunden, dass für den Umgang mit KI neue Kompetenzen erworben werden müssen – und das oft mitten im Berufsalltag.

Jobverlust durch KI?

Darüber hinaus besteht die konkrete Befürchtung, dass Journalistinnen und Journalisten durch den Einsatz von KI ihre Jobs verlieren könnten. Dabei kommt es jedoch zu unterschiedlichen Einschätzungen, wie die Studie aufzeigt – zum Beispiel, dass nur diejenigen von einem Jobverlust bedroht wären, die nicht mit den KI-Tools umgehen können. Eine andere Meinung ist, dass Medienschaffende, die sich durch journalistische Expertise auszeichnen, nicht von einem Jobverlust bedroht seien. Insgesamt sei jedoch auch wahrnehmbar, dass Medienschaffende persönlich befürchten, durch KI ersetzt zu werden.

Die Studie schließt mit Handlungsempfehlungen: So sollten in der Diskussion um KI im Journalismus die Beschäftigten, ihre Arbeitsplätze und ihr Arbeitsalltag mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Beschäftigten sollten (auch über Betriebsräte) mehr Mitbestimmung beim Einsatz von KI in den verschiedenen Produktionsschritten erhalten. Darüber hinaus sollten nicht nur angestellte, sondern auch freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, den Umgang mit intern eingesetzten KI-Tools zu erlernen. Klare Richtlinien und Regeln sowie Trainings und Schulungen könnten dazu beitragen, Journalistinnen und Journalisten im Umgang mit KI zu informieren und zu qualifizieren.

Die Kurzstudie wurde vom interdisziplinär ausgerichteten, digitalpolitischen Think Tank iRights.Lab durchgeführt.


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