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Reuters-Report 2025: Was bedeuten die neuen Herausforderungen in der Medienbranche für Berufsanfänger?

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Die Medienbranche steht aktuell vor vielerlei Herausforderungen: Politischer Druck, die wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und neue Finanzierungsmodelle prägen die Entwicklung des Journalismus. Das zeigen die diesjährigen Ergebnisse einer jährlich erscheinenden Studie des Reuters Institute for the Study of Journalism. Für diese werden weltweit digitale und journalistische Führungskräfte aus Medienhäusern dazu befragt, welche Entwicklungen die Branche erwarten und mit welchen Strategien sie diesen begegnen. Für angehende Medienschaffende zeigt sich, dass die Medienbranche im Jahr 2025 zwar mit Herausforderungen zu kämpfen hat, ihren Optimismus jedoch nicht verloren hat – und sich durch den Medienwandel und die rasante Entwicklung der KI-Technologien neue Berufsfelder ergeben.

 

Politischer Druck auf Medien

Die Pressefreiheit gerät weltweit zunehmend unter Druck. Laut der Umfrage sehen sich viele Medienunternehmen mit direkter Einflussnahme durch politische Akteure konfrontiert. Medienschaffende sehen sich dabei zum Beispiel durch eine restriktive Gesetzgebung in ihrer Berufsausübung eingeschränkt oder sie erleben Angriffe auf die Glaubwürdigkeit unabhängiger Medien.

Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) blickt dennoch optimistisch auf die eigene wirtschaftliche Zukunft. Laut den Studienautoren sind sie überzeugt, dass unabhängiger Journalismus gerade in unsicheren Zeiten an Bedeutung gewinnt. Die größte Herausforderung im Jahr 2025 wird es in diesem Zusammenhang sein, das Publikum in einem zunehmend feindseligen und polarisierten Umfeld von dessen Relevanz zu überzeugen.

 

Neue Geschäftsmodelle: Wie sich der Journalismus refinanziert

Abonnements und Mitgliedschaften bleiben mit 77 Prozent für einen Großteil der Befragten zentrale Umsatzquellen, gefolgt von Display-Werbung (69 Prozent) und Native Advertising (59 Prozent). Rund ein Drittel der Befragten denken jedoch, dass künftig die Lizenzierung von Inhalten an Technologie- und KI-Unternehmen eine wichtige Einnahmequelle sein wird. Die Mehrheit spricht sich dafür aus, dass diese Lizenzen in kollektiven Vereinbarungen geregelt werden.

 

KI im Journalismus

Künstliche Intelligenz ist in den Redaktionen angekommen. Besonders Backend-Automatisierung wird von vielen als wichtig erachtet (60 Prozent); andere KI-Tools unterstützen neue Arbeitsabläufe. Drei Viertel der Befragten gaben zudem an, mit neuen Funktionen wie Text-zu-Audio-Umwandlungen oder KI-generierten Zusammenfassungen von Texten zu experimentieren –  65 Prozent erforschen Funktionen für automatische Übersetzungen.

 

Plattformen und Social Media: Wohin geht der Weg?

Während viele der Befragten ihre Bemühungen auf den Plattformen YouTube, TikTok und Instagram verstärken wollen, reduzieren sie hingegen ihre Aktivitäten auf Facebook. Von X (ehemals Twitter) haben sich viele Medienunternehmen nach der Übernahme durch Elon Musk abgewandt, vor allem Bluesky hat im Gegenzug für viele Entscheidungsträger in der Branche an Bedeutung gewonnen.

 

Konkurrenz durch Influencer und Creators: Gefahr oder Chance?

Die Rolle von Influencern und unabhängigen Content Creators wird in der Branche kontrovers gesehen. 27 Prozent der Medienunternehmen sehen darin eine Gefahr, da traditionelle Nachrichtenangebote verdrängt werden könnten. Andere (28 Prozent) erkennen hingegen Potenzial: Journalistinnen und Journalisten können von der Kreativität und Community-Bindung der Creator-Szene lernen. In diesem Zusammenhang befürchten einige Verlage, ihre eigenen, redaktionellen „Personenmarken“ an die neue Medienszene verlieren zu können.

Neue Talente sind jedoch besonders  in den Bereichen gefragt, die mit der Entwicklung der neuen Technologien zu tun haben: So bereitet die Gewinnung und Bindung von Nachwuchskräften in den Bereichen Produkt und Design (38 Prozent), Data Science (52 Prozent) und Engineering (55 Prozent) in einer Zeit, in der die Entwicklung neuer Produkte wichtiger denn je wird, den Verlagen derzeit besondere Sorge.

 

Chancen in einer sich verändernden Medienwelt

Was bedeuten die Veränderungen und Entwicklungen in der Medienbranche für angehende Journalistinnen und Journalisten?

Zum einen wird es in den kommenden Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit wichtig sein, wie sich unabhängige Berichterstattung unter den sich verändernden Rahmenbedingungen behaupten kann, wie die Studie zeigt. Wer in seinem Beruf guten, qualitativ hochwertigen Journalismus liefert und sich darüber hinaus mit digitalen Innovationen, neuen Finanzierungsmodellen oder Plattformstrategien auseinandersetzt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit die richtigen Werkzeuge in der Hand, um die Zukunft des Journalismus aktiv mitzugestalten. Auch Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten die sich mit neuen Erzhlformaten auseinandersetzen und es verstehen, wie Glaubwürdigkeit und journalistische Qualität in einem zunehmend persönlichkeitszentrierten Medienumfeld gewahrt werden können, haben künftig bestimmt gute Chancen in der sich verändernden Medienwelt.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der jährlich erscheinenden Studie “Journalism and Technology. Trends and Prediction“ für das Jahr 2025 sowie der Download des Berichts (auf Englisch) stehen auf der Webseite des Institutes zur Verfügung.


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