Eine weitere, deutliche Verschlechterung der Lage der Pressefreiheit und ein neuer Höchststand an Ländern mit äußerst schlechten Bedingungen für journalistische Arbeit – dies geht aus der im Mai veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen hervor. Das jährlich erscheinende Ranking gibt einen Überblick über die weltweite Situation des Journalismus und die Möglichkeiten zu unabhängiger Berichterstattung.
Demnach befinden sich 36 von 180 untersuchten Ländern in der schlechtesten Bewertungskategorie – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr, resümiert die Organisation.
Zu den am schlechtesten bewerteten Ländern gehören unter anderem der Sudan (Platz 149), die palästinensischen Gebiete (157), Russland (162) und Ägypten (170). Die letzten Plätze belegen der Iran (176), Nordkorea, Afghanistan, Syrien und Eritrea (180).
Insgesamt beobachtet RSF weltweit eine Zunahme von Gewalt, Festnahmen und Beschimpfungen im Umfeld von Wahlen. Die Bedrohung unabhängiger Berichterstattung stuft RSF insbesondere im Hinblick auf das laufende „Superwahljahr 2024“, in dem politische Abstimmungen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerungen betreffen, als besorgniserregend ein.
Und welche Länder führen die Rangliste an? Wie in den Vorjahren sind die nordeuropäischen Länder „top“ in Sachen Pressefreiheit: Norwegen belegt bereits zum achten Mal Platz 1, gefolgt von Dänemark (2) und Schweden (3) vor Finnland (4). Auf Platz 5 folgen die Niederlande. Dort sei die Pressefreiheit durch den Staat, eine gute Gesetzgebung und Behörden ähnlich gut geschützt wie bei den Vorreitern aus dem „hohen Norden“, wo eine unabhängige Berichterstattung, Informationsfreiheit und Medienpluralismus besonders großgeschrieben werden.
Deutschland rückt vor, dennoch mehr „pressefeindliche Tendenzen“
Deutschland liegt im internationalen Ranking der Pressefreiheit derzeit auf Platz 10 und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um elf Plätze verbessert (2023: Platz 21). Dies sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass andere Länder sich verschlechtert haben. Und: Auch wenn die Zahl der tätlichen Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen ist, liegt sie im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie weiterhin auf hohem Niveau.
Insgesamt hätten pressefeindliche Tendenzen hierzulande laut RSF vielmehr zugenommen. So seien Journalistinnen und Journalisten insbesondere im Internet von Diffamierungen und Gewaltandrohungen betroffen. Seit Beginn des Krieges des Staates Israel gegen die Hamas habe es zudem vermehrt Übergriffe auf Medienschaffende bei Pro-Palästina-Demonstrationen gegeben. Die deutschlandweite Verhinderung von Zeitungsauslieferungen durch Demonstrierende im Umfeld der „Bauernproteste“ stuft RSF zudem als neue Bedrohung der Pressefreiheit ein.