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Langzeitstudie: Was erwarten wir vom Journalismus?

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Unabhängiger Journalismus ist ein wichtiger Pfeiler einer demokratischen Gesellschaft. Doch welche Erwartungen werden vor diesem Hintergrund von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen an den Journalismus gestellt? Wie viel Vertrauen wird diesem entgegengebracht? Und: Was wird kritisiert? Diesen Fragen widmet sich die Langzeitstudie „Journalismus und Demokratie“, die ein Forschungsteam am Institut für Journalistik an der Technischen Universität Dortmund durchführt. Im Rahmen der Studie werden unter anderem jährlich Journalistinnen und Journalisten sowie das Publikum befragt. Antworten dieser Gruppen auf die genannten zentralen Fragen werden im Folgenden vergleichend dargestellt.

In Bezug auf das Medienvertrauen befragt, zeigen die Ergebnisse, dass 82 Prozent der Medienschaffenden der Aussage zustimmen, dass man dem Großteil der Nachrichten in Deutschland meist vertrauen kann. Im Vergleich dazu fällt das Medienvertrauen beim befragten Publikum geringer aus: Nur 57 Prozent gaben an, dem Großteil der Nachrichten in Deutschland meist zu vertrauen.

Was sind die konkreten Erwartungen an die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten?

Nach ihrem Selbstverständnis befragt, antworteten nahezu alle Medienschaffenden, dass ihre Berufsgruppe „Meinungen von Fakten klar trennen“, „aktuelles Geschehen einordnen und analysieren“ (je 98 Prozent) und „möglichst neutral und präzise formulieren“ (92 Prozent) soll. Ebenso stimmten die Journalistinnen und Journalisten in hohem Maße den Aussagen zu, dass sie von ihrer Berufsgruppe selbst erwarten, „Informationen [zu] liefern, die die Menschen brauchen, um politische Entscheidungen zu treffen“ (98 Prozent) und „Kritik an Missständen [zu] üben“ (96 Prozent).

Auch für das Publikum sind die genannten Punkte wichtige Erwartungen an Journalistinnen und Journalisten. Interessant ist jedoch, dass das befragte Publikum davon ausging, dass die Journalistinnen und Journalisten diese selbst weniger wichtig für ihre Arbeit ansehen. So denken nur 49 Prozent, dass es den Medienschaffenden wichtig ist, neutrale und präzise Informationen zu liefern, und nur 45 Prozent glauben, dass es Journalistinnen und Journalisten wichtig ist, Meinungen klar von Fakten zu trennen.

(Eigene) Kritik am Journalismus

In einem weiteren Themenblock wurde nach Kritik an der (eigenen) Berichterstattung gefragt. Auch hier zeigten sich Unterschiede: So waren die Journalistinnen und Journalisten zu 59 Prozent der Meinung, dass der Journalismus in Deutschland Themen abdeckt, die sie selbst interessieren – das Publikum findet die von den Journalistinnen und Journalisten ausgewählten Themen hingegen nur zu 41 Prozent interessant. Die Top-Antwort des Publikums war vielmehr, dass Journalistinnen und Journalisten „Macht haben“ – das denken 68 Prozent dieser Gruppe. Bei den Medienschaffenden sehen dies immerhin 57 Prozent ebenso.

Weitere Top-Kritikpunkte des Publikums waren, dass Journalistinnen und Journalisten „zu viel über Probleme“ berichten (55 Prozent) – das meinen gleich viele aus der Berufsgruppe selbst. Nahezu jeder Zweite aus dem Publikum ist der Meinung, dass Medienschaffende „zu sehr auf Übertreibungen und Skandalisierung“ setzen (54 Prozent); diese Meinung teilen nur 40 Prozent der Journalistinnen und Journalisten. Darüber hinaus glauben viele Personen aus der Publikums-Gruppe, dass Journalistinnen und Journalisten eine „schnelle Veröffentlichung“ wichtiger ist als „Richtigkeit und Recherche“ (54 Prozent). Dieser Aussage stimmen nur 37 Prozent der Journalistinnen und Journalisten zu.

Unter den Kritikpunkten, die die Medienschaffenden selbst an ihrer Arbeit äußerten, steht vielmehr ein anderer Aspekt im Vordergrund: An zweiter Stelle kritisieren die Befragten, dass der deutsche Journalismus „die Welt zu sehr aus einer westlichen Perspektive“ beurteilt (57 Prozent) – dies sehen immerhin 41 Prozent des Publikums genauso.

Weitere Ergebnisse wie eine Befragung von Politikerinnen und Politikern zum Journalismus können auf der Studienhomepage eingesehen werden. Die Studie wird von der Stiftung Presse-Haus NRZ gefördert.


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