Ob wirtschaftlicher Druck, Vertrauenseinbußen oder schwindende Medienvielfalt: Der moderne Journalismus sieht sich mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Umso erfreulicher ist es, dass ein Großteil der Journalistinnen und Journalisten ihrer Arbeit augenscheinlich gerne nachgeht und diese nach wie vor als „Traumberuf“ bezeichnet – das sagen immerhin rund 57 Prozent der berufsausübenden Journalistinnen und Journalisten im DACH-Raum, wie das „Journalist*innen-Barometer 2025“ zeigt. Für die Umfrage wurden mehr als 500 Medienschaffende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Verantwortung und den Herausforderungen des modernen Journalismus befragt. Über 60 Prozent schätzen ihren Arbeitsplatz zudem als „sehr sicher“ oder „sicher“ ein und 78 Prozent denken, den Beruf in drei bis fünf Jahren noch auszuüben.
Wie Journalistinnen und Journalisten ihre Rolle im gesellschaftlichen Diskurs sehen
Viele Journalistinnen und Journalisten sprechen ihrem Beruf zudem eine hohe gesellschaftliche Relevanz zu, wie aus den Antworten hervorgeht, was zugleich mit einem großen Verantwortungsgefühl einhergeht: Rund 96 Prozent und somit die überwiegende Mehrheit sind der Meinung, der Journalismus habe – bewusst oder unbewusst eingesetzt – die Kraft, gesellschaftliche Trends abzuschwächen oder zu verstärken. Zugleich meinen jedoch rund 64 Prozent, dass es „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ zur Rolle des Journalismus gehört, dies zu tun.
90 Prozent denken zudem, dass Medien zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen können. Als Möglichkeiten der Medien, einer Polarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken, nennen die Befragten in erster Linie eine „sachliche und faktenbasierte Berichterstattung“ (89,3 Prozent), „Faktencheck und Aufdeckung von Fake News“ (82,7 Prozent) sowie die „Einhaltung ethischer Leitlinien im Journalismus“ (77,1 Prozent). Zudem sprechen sich viele für die „Vermeidung von Sensationalismus“ und die „Förderung kritischer Medienkompetenz“ aus.
Bedeutungsverlust und -zugewinn von Medien
Viele Journalistinnen und Journalisten denken, dass der Stellenwert von klassischen und etablierten Medienmarken gesunken ist. Zu den Medien, die nach Meinung der Befragten aktuell an Bedeutung verlieren, zählen allen voran Printmedien, Fernsehen und Radio. Social Media, digitalen Nachrichtenplattformen sowie Podcasts und Audioformaten wird hingegen eine gestiegene Bedeutung zugeschrieben. Social Media und digitalen Plattformen werden vor dem Fernsehen zudem die „Deutungshoheit“ über gesellschaftliche und politische Ereignisse zugesagt.
Negativ wahrgenommene Veränderungen des Berufsfeldes
Trotz der positiven Grundhaltung gegenüber ihrem Beruf sehen die befragten Journalistinnen und Journalisten negative Veränderungen in Bezug auf ihr Berufsfeld: So stimmen rund 77 Prozent der Aussage zu, dass journalistische Standards aufgrund vermehrter Einsparungsmaßnahmen in der Medienlandschaft schwerer eingehalten werden können. Rund 61 Prozent sind der Ansicht, dass staatliche Unterstützung helfen könnte, Qualitätsjournalismus zu fördern.
Was die „Seriosität“ des Journalismus betrifft, sahen die Befragten eine leichte Verschlechterung. 53 Prozent sind zudem der Ansicht, dass Kolleginnen und Kollegen für eine publikumswirksame Story „Kompromisse eingehen“. Die Themenauswahl erfolgt laut den Befragten zu rund 41 Prozent nach dem Sensationswert und zu rund 59 Prozent nach Bedeutung und Relevanz für die Öffentlichkeit. Klickzahlen sehen rund 51 Prozent „eher nicht“ und 35 Prozent „auf keinen Fall“ als Maßstab für Qualität.
Mit dem „Journalist*innen-Barometer“ erhebt das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent seit 2004 jährlich ein Stimmungsbild des Journalismus. In diesem Jahr wurde die Umfrage in Zusammenarbeit mit der Schweizer Beratungs- und Kommunikationsagentur Farner | Team Farner durchgeführt. 137 der befragten Journalistinnen und Journalisten waren aus Österreich, 168 aus der Schweiz und 223 aus Deutschland.