Gemeinnütziger Journalismus
Mit dem charakteristischen schwarzen Humor von Redaktionen, die sich durch schwierige Zeiten kämpfen, hat ein Journalist sicherlich einmal vorgeschlagen, dass, wenn sich die aktuellen Entwicklungen fortsetzen und man nur lange genug warte, aller Journalismus irgendwann gemeinnützig sein werde. Diese düstere Einschätzung verweist natürlich auf die anhaltenden dramatischen Veränderungen in der Medienlandschaft – mit ihrem schwindelerregenden Tempo technologischer Entwicklungen, unternehmerischer Konzentration und den tiefgreifend veränderten Dynamiken des Informationsflusses. Laut dem Project for Excellence in Journalism sei „die Transformation, vor der der Journalismus steht, epochal, ebenso bedeutsam wie die Erfindung des Fernsehens oder des Telegrafen, vielleicht sogar vergleichbar mit der Druckerpresse selbst“. Derselbe Journalist könnte auch vernünftigerweise argumentieren, dass nicht der Journalismus selbst beschädigt sei, sondern sein Geschäftsmodell – insbesondere im wackeligen Bereich der Tageszeitungen.
Das Aufkommen des gemeinnützigen Journalismus (non-profit journalism oder not-for-profit-journalism), beschrieben als „ein wachsender, aber fragiler Teil des US-amerikanischen Nachrichtensystems“, ist einer von mehreren Versuchen, auf den Zusammenbruch dieses Geschäftsmodells zu reagieren. Im engeren Sinne bezieht sich die Bezeichnung „gemeinnützig“ auf den Steuerstatus und die finanzielle Struktur einer Organisation und nicht auf die Art der produzierten Nachrichten. Im weiteren Sinne kann das gemeinnützige Modell jedoch dazu beitragen, die zerstörerische finanzielle Unsicherheit zu verringern, die die Fähigkeit von Journalistinnen und Journalisten gefährdet, mit einem gewissen Maß an Vertrauen und Sicherheit produktiv zu arbeiten. Gleichzeitig hat das Konzept die Diskussion über die Notwendigkeit und den Wert von Journalismus als öffentliche Dienstleistung neu belebt.
In diesem Kapitel wird erläutert: (1) die Geschichte gemeinnütziger journalistischer Initiativen; (2) der Bedarf für diese Art der Finanzierung; (3) ihre Wirksamkeit bei der Unterstützung journalistischer Arbeit; (4) ihre Auswirkungen auf die Art des möglichen Journalismus unter ihrem Dach; sowie (5) die neuen Akteure und Geschäftsmodelle in der Welt der Nachrichtenproduktion. Die entscheidende Frage ist, ob gemeinnützige Finanzierung eine realistische und praktikable Lösung für die aktuellen Probleme darstellt – oder ein Produkt des Wunschdenkens einer weitgehend entmutigten Berufsgruppe ist.
Die Ökonomie der Nachrichtenproduktion
Nach der Lektüre dieses Abschnitts werden wir ein besseres Verständnis davon haben, wie sich Journalismus finanziert hat und mit welchen gegenwärtigen Herausforderungen das Geschäftsmodell konfrontiert ist. Traditionell hat sich der Journalismus hauptsächlich durch Werbung finanziert. Diese Realität besteht weiterhin – wie Zahlen zeigen –, aber sie wird durch neue Plattformen und das beschleunigte Tempo des Wandels bedroht. Das Pew Research Journalism Project hat möglichst aktuelle Informationen über die Gesundheit und Aktivitäten gemeinnütziger journalistischer Initiativen in den USA zusammengestellt.
Laut dieser umfassenden Untersuchung gibt es in den Vereinigten Staaten 172 gemeinnützige journalistische Organisationen. Nahezu 60 Prozent dieser Anbieter stützen sich auf mindestens drei Einnahmequellen, um zu überleben, aber etwa 50 Prozent der Befragten gaben an, dass 75 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus nur einer Quelle stammen. Diese Abhängigkeit von einer einzigen Finanzierungsquelle schafft Probleme, die später noch behandelt werden. Für den Moment ergibt sich aus einer breiteren Perspektive ein klareres Bild davon, wo gemeinnütziger Journalismus im gesamten Nachrichtensystem einzuordnen ist.
Laut dem State of the News Media-Bericht des Pew Research Center von 2014 generiert die Nachrichtenbranche in den USA jährlich Einnahmen zwischen 63 und 65 Milliarden US-Dollar. Fast drei Viertel (69 Prozent) dieser Einnahmen stammen weiterhin aus Werbung – also dem traditionellen Modell. Ein Viertel (24 Prozent) stammt von der zahlenden Öffentlichkeit, hauptsächlich durch Abonnements. Weitere 7 Prozent entfallen auf die Kategorie „Sonstiges“, die mit „Veranstaltungsorganisation, Marketingdienstleistungen und Web-Beratung“ beschrieben wird.
Lediglich ein Prozent stammt aus Spenden gemeinnütziger Stiftungen, Risikokapital und Investitionen – das entspricht etwa 150 Millionen US-Dollar. Trotz dieser geringen Summe im Vergleich zur 65-Milliarden-Dollar-Branche wird argumentiert, dass dieses Flickwerk aus Finanzierungsquellen als eine Art Wegweiser für zukünftige Finanzierungsmodelle dienen könnte.
Eine weitere bemerkenswerte Zahl unterstreicht die Krise der Zeitungsverlage: Die Werbeeinnahmen dieses Mediums sind zwischen 2003 und 2013 um 49 Prozent gesunken. Die Kombination aus einem volatilen Investitionsumfeld und sich drastisch verändernden Konsumgewohnheiten hat diesen Absturz begünstigt. Eine möglicherweise positive Botschaft ist jedoch, dass diese Bedingungen Raum für neue Akteure sowie kreative und innovative Finanzierungsansätze eröffnet haben. Auch wenn festgestellt wird, dass „das neue Geld von Philanthropen, Risikokapitalgebern und anderen nicht-medialen Investoren vielversprechend, aber nur ein Bruchteil der Mittel ist, die professionellen Journalismus unterstützen“, ist sicher: Die Finanzierung des Journalismus im 21. Jahrhundert ist komplexer und vielfältiger denn je.
Die Associated Press und gemeinnützige Organisationen
Ein oberflächlicher Blick auf die heutige Medienlandschaft könnte vermuten lassen, dass gemeinnütziger Journalismus eine moderne Erfindung sei, geboren aus den Zwängen der Gegenwart. Doch eines der ersten und erfolgreichsten Modelle wurde bereits 1846 ins Leben gerufen – und existiert bis heute –, mit dem Anspruch, dass „mehr Menschen an mehr Orten ihre Nachrichten von der Associated Press beziehen als von jeder anderen Quelle“.
Die Associated Press (AP) entstand aus einem seltenen Moment der Zusammenarbeit zwischen den Besitzern von fünf New Yorker Zeitungen Mitte des 19. Jahrhunderts. Laut einem Historiker war es eine ungewöhnliche Runde, die sich damals an einen Tisch setzte – ein Zusammenschluss aus streitlustigen, besonnenen, gleichgültigen und besorgten Akteuren. Sie waren die Autokraten der damaligen Zeitungswelt, und noch nie hatte ein Raum ausgereicht, sie alle zu versammeln.
Was brachte diese willensstarken Persönlichkeiten zusammen? Im Jahr 1846 bestand der unmittelbare Anlass darin, Ressourcen zu bündeln, um Nachrichten vom mexikanisch-amerikanischen Krieg „schneller zu verbreiten, als es der US-Post möglich war“. Aus dieser Idee entwickelte sich die AP – eine gemeinnützige Nachrichtenagentur, die Berichte austauschte. Jede Zeitung steuerte Inhalte bei und konnte auf Inhalte der anderen zugreifen. Dass die AP über 150 Jahre später noch immer existiert, zeugt von ihrer Fähigkeit, sich an technische und gesellschaftliche Veränderungen anzupassen – eine beachtliche Leistung. Ironischerweise könnte ihr jahrhundertealtes Modell der Einnahmenvielfalt und unternehmerischen Flexibilität heute ein wertvoller Leitfaden sein, um in der modernen Medienlandschaft zu überleben.
Ein weiteres bekanntes Beispiel für gemeinnützigen Journalismus ist die britische Zeitung The Guardian, die bereits 1821 als Manchester Guardian gegründet wurde. Eine ausführliche Darstellung ihrer Geschichte sprengt hier den Rahmen. Für unsere Zwecke reicht es festzuhalten, dass ihr Erfolg – mittlerweile seit rund 80 Jahren verwaltet von den Treuhändern des Scott Trust – der engagierten Leitung von Menschen zu verdanken ist, die fest an den Wert öffentlichen Journalismus glauben. The Guardian zeigt, dass seriöser, investigativer Journalismus gedeihen kann, wenn er von einem Treuhandfonds unterstützt wird, der sowohl seine gesellschaftliche Rolle anerkennt als auch wirtschaftlich stabil genug ist, um Schwankungen zu überstehen.
Herausforderungen für den gemeinnützigen Journalismus
Da öffentlicher Journalismus in einem anderen Kapitel behandelt wird, genügt es hier, anzuerkennen, dass der Begriff ein wenig schwer fassbar ist. Dennoch ist das Konzept des „öffentlichen Journalismus“ ein zentrales Verkaufsargument vieler digitaler Nachrichtenportale, die laut Einschätzung eine „bedeutende Veränderung im redaktionellen Ökosystem“ darstellen, da sie versuchen,
„Lücken in der Berichterstattung zu schließen, die durch den Ressourcenmangel traditioneller Medien entstanden sind – von Nischenthemen wie Bildung über internationale Berichterstattung bis hin zu lokalen Nachrichten und investigativem Journalismus.“ Eine der größeren Gruppen – die digitalen Investigativplattformen – reicht von der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten ProPublica bis hin zu den 73 digitalen Nachrichtenorganisationen im fünf Jahre alten gemeinnützigen Investigative News Network.
Forschende haben drei Hauptprobleme bei der Stiftungsgestützten Finanzierung identifiziert. Erstens: wie bei traditionellen Medien – ausreichende Mittel zur Finanzierung des Journalismus sicherzustellen. Zweitens: die Nachhaltigkeit. Es wird argumentiert, dass das Startkapital in den meisten Fällen nicht ausreicht, um ein dauerhaftes journalistisches Unternehmen aufzubauen, da Stiftungen zwar gerne neue Organisationen initiieren, diese jedoch nicht dauerhaft finanzieren wollen. Dies wurde auch von einem führenden Vertreter einer großen Stiftung bestätigt, der erklärte, dass keine dauerhafte Unterstützung geleistet werde.
Drittens betrifft das Problem den Journalismus selbst. Es wurde argumentiert, dass „der Inhalt der Presse direkt mit den Interessen derjenigen zusammenhängt, die sie finanzieren“. Diese Abhängigkeit besteht auch dann, wenn das Geld von Stiftungen stammt, denn laut Einschätzungen „werden sie nicht einfach einen großen Scheck ausstellen und sich dann an den Strand legen“. Stiftungen seien keine wertneutralen Institutionen, und im Hinblick auf unabhängigen Journalismus besteht die Sorge, dass nur solche Berichterstattung unterstützt werde, die mit den Vorstellungen der Geldgeber übereinstimmt.
Die finanzielle Unsicherheit hat zu einem Flickenteppich an Einnahmequellen geführt und dabei neue Formen journalistischer Strukturen und Inhalte hervorgebracht. Dennoch sollte man vorsichtig mit Prognosen sein, denn viele der befragten gemeinnützigen Nachrichtenorganisationen gaben an, „nicht über die unternehmerischen Ressourcen zu verfügen, um ihre Einnahmebasis effektiv auszubauen“.
Neue Akteure und die Zukunft
Turbulenzen auf dem Medienmarkt ziehen neue Akteure an. Einige bringen innovative Geschäftsmodelle mit – etwa hybride Unternehmen, die Gewinn- und Gemeinnützigkeitsziele verbinden. First Look Media, entwickelt und mit 250 Millionen US-Dollar vom eBay-Gründer finanziert, umfasst ein Technologieunternehmen, das gewinnorientiert Medienwerkzeuge für First Look und andere Märkte entwickelt, sowie ein gemeinnütziges Unternehmen, dessen Ziel es ist, unabhängigen Journalismus im öffentlichen Interesse zu fördern. Ein Medienkritiker, der als Berater für First Look fungiert, erklärte, dass die Gewinne des Technologieunternehmens zur Finanzierung des gemeinnützigen Journalismus verwendet werden sollen.
Fazit
Das Konzept des gemeinnützigen Journalismus ist weder einheitlich noch so idealistisch, wie es sich manche wünschen. Für Befürworter zählt weniger die Struktur als das Ergebnis. Das Produkt gilt als bürgerorientiert und rechenschaftspflichtig; es sei weder durch Werbung noch durch etablierte wirtschaftliche Interessen korrumpiert. Die Vorstellung von Journalismus als öffentlicher Dienst, „als wesentlicher Bestandteil des politischen Prozesses in einer Massendemokratie“, ist nicht neu. Doch in Zeiten tiefgreifender Veränderungen muss sich auch dieses Ideal anpassen – denn Erfolg könnte davon abhängen, „alte Gewohnheiten zu durchbrechen, neue Partnerschaften zu schmieden, hohe Standards zu setzen und auf die Unterstützung der vielen Millionen Menschen zu bauen, die sich leidenschaftlich für öffentliche Medien in ihren vielfältigen Formen engagieren“. Es ist eine spannende, wenn auch ungewisse Zeit in der Geschichte des Journalismus – eine Zeit, in der „das Gefühl entsteht, dass etwas Wichtiges, vielleicht sogar Umwälzendes geschieht. Die Dynamik ist real – auch wenn die Auswirkungen auf Bürgerinnen und Bürger sowie das Nachrichtensystem noch nicht vollständig absehbar sind“.
Autor: Peter Downie