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Infoportal Wirtschaftsjournalismus

Wirtschaftsjournalist: Ein Job für Experten

Wirtschaftsjournalisten nehmen innerhalb des Redaktionsteams eines Mediums eine gewisse Sonderrolle ein. Denn sie müssen nicht nur das journalistische Handwerk beherrschen, sondern brauchen darüber hinaus auch fundierte Kenntnisse in Finanz- und Wirtschaftsthemen. Schließlich besteht ihre Aufgabe darin, über wirtschaftliche Themen – im weitesten Sinn – zu berichten. Das bedeutet allerdings, dass Wirtschaftsjournalisten weit über den eigenen Tellerrand hinaus blicken müssen. Denn auch politische Entscheidungen in fernen Winkeln der Welt können sich durchaus auf die reale Wirtschaft in Europa auswirken. Beispielsweise stammen zahlreiche Rohstoffe für Produkte aus der Hochtechnologie aus politisch instabilen Regionen. Bricht in einem dieser Länder ein Bürgerkrieg aus, wirkt sich das vermutlich auf die Lieferung der Rohstoffe und somit indirekt auf die weitere Entwicklung des Aktienkurses von Herstellern aus. Deshalb müssen Wirtschaftsjournalisten auch sehr eng mit ihren Kollegen aus den anderen Ressorts zusammenarbeiten.

Wirtschaftsjournalisten arbeiten sowohl für die Tagespresse, Funk und Fernsehen als auch im Internet. Darüber hinaus gibt es in der wirtschaftlichen Fachpresse zahlreiche Titel, die inhaltlich natürlich ebenfalls von Wirtschaftsjournalisten bestückt werden. Auch in den Pressestellen von Behörden und Unternehmen sowie in den Public Relations Abteilungen von Unternehmen sind relativ viele Wirtschaftsjournalisten beschäftigt. Schließlich wissen diese Kommunikationsprofis am besten, wie sie sich die Informationen für Anfragen von Kollegen aus den Medien oder für das Verfassen eigener Pressemitteilungen besorgen müssen.

Gemeinhin verbindet man den Wirtschaftsjournalismus mit bundesweiten oder gar internationalen wirtschaftlichen Entwicklungen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch den Bereich Heimatwirtschaft. Dieses Ressort gibt es ausschließlich bei regionalen Medien und Plattformen. Hier wird ausschließlich über Unternehmen und wirtschaftliche Entwicklungen in der jeweiligen Region berichtet.

Auf dieser Informationsplattform stellen wir Ihnen umfassende Informationen rund um den Beruf des Wirtschaftsjournalisten und die Journalistenausbildung mit Vertiefungsschwerpunkt Wirtschaftsjournalismus am Deutschen Journalistenkolleg zusammen.

1. Beruf Wirtschaftsjournalist/in

1.1 Wirtschaftsjournalismus

Der Beruf des Wirtschaftsjournalisten

Im Vergleich zu den Kollegen in den anderen Ressorts muss sich der Wirtschaftsjournalist schneller neuen Trends anpassen. In welche Richtungen diese gehen, richtet sich vor allem danach, wo die Anleger investieren wollen. So waren bis in die 1990er Jahre hinein in erster Linie konservative Anlageformen wie Immobilien, Bundesschatzbriefe und Spareinlagen gefragt. Das änderte sich im Laufe der 1990er Jahre gründlich. Der Börsengang der Telekom, als die Wertpapiere des einstigen Staatsunternehmens zu einer wahren Volksaktie wurden und später der Neue Markt sorgten für einen regelrechten Boom an den Börsen. Viele Anleger stürzten sich außerdem auf ausländische Börsen und den Devisenhandel. Wirtschaftsjournalisten mussten nun natürlich auch in diesem Bereich fit sein, um ihre Leser und Zuschauer kompetent informieren zu können.

Das führte dazu, dass sich die Wirtschaftsjournalisten in den Redaktionen zunehmend auf einzelne Teilbereiche ihres Ressorts spezialisierten. Denn allein die Börsen an allen wichtigen Finanzplätzen wie London, New York und Japan zu beobachten, würde einen einzelnen Journalisten überfordern. Einen weiteren Umbruch erlebte das Berufsbild des Wirtschaftsjournalisten im Zuge der Finanzkrise 2007. Ausgelöst wurde diese von faulen Immobilienkrediten in den USA, die in so komplizierte Finanzprodukte verpackt, dass sie nicht einmal von Experten verstanden wurden. Diese wurden weltweit verkauft, sodass aus einer regionalen Finanzkrise eine globale Wirtschaftskrise wurde. Auch die Wirtschaftsjournalisten waren von dieser Entwicklung und ihrem Tempo überfordert.

Nicht zuletzt diese Krise hat dazu geführt, dass der Beruf des Wirtschaftsjournalisten heute zahlreiche Facetten hat. Nach wie vor gibt es einige Generalisten, welche die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge verfolgen. Daneben gibt es Wirtschaftsjournalisten, die sich auf die Berichterstattung über Unternehmen oder die Finanzmärkte konzentriert haben. Andere Kollegen wiederum verfolgen die Wirtschaftspolitik intensiv. Der Grund: Entscheidungen, die in Brüssel oder Washington gefällt werden, wirken sich im Zuge der Globalisierung immer mehr auf deutsche Unternehmen aus. Andere Wirtschaftsjournalisten wiederum bearbeiten wirtschaftliche Themen unter dem Aspekt, welche Auswirkungen sie auf die Verbraucher haben.

1.2 Historie

Seit wann gibt es Wirtschaftsjournalisten?

Wirtschaftsjournalisten dürfen gewissermaßen als Geburtshelfer des modernen Pressewesens gelten. Denn als direkte Vorläufer der modernen Zeitungen gelten die sogenannten Kaufmannsbriefe, die im ausgehenden Mittelalter entstanden. Nun bildete sich in den Städten eine Schicht von wohlhabenden Kaufleuten die ihre Handelsgeschäfte über große Entfernungen hinweg abwickelten. Um die Marktlage richtig einschätzen zu können, brauchten die Händler natürlich zuverlässige und möglichst neutrale Informationen. Diese lieferten Dienstleister, welche die so genannten Kaufmannsbriefe erstellten und an einen festen Kreis von Abonnenten verschickten. Zu den bekanntesten Kaufmannsbriefen gehörten die Fuggerzeitungen. Dabei handelt es sich um handschriftliche Notizen von Angestellten, Agenten oder Freunden des Augsburger Handelshauses, die an Briefe angehängt wurden. Die Fuggerzeitungen haben einen Umfang von etwa 35.000 Seiten.

Wirtschaftsjournalisten werden professionell

Nachdem sich der Buchdruck in Europa etabliert hatte und den Druck von Zeitungen möglich machte, entstanden die so genannten Intelligenzblätter als Neue Medien. Dabei handelte es sich um Zeitungen, die vom Staat herausgegeben wurden. Neben amtlichen Bekanntmachungen enthielten sie auch eine Vorform der späteren Wirtschaftsnachrichten. Denn es erschienen auch Nachrichten über Gewerbe, Landwirtschaft, Wechselkurse und Handel. Diese Medien sorgten dafür, dass sich der Wirtschaftsjournalismus allmählich etablierte, wenngleich er nach wie vor eher ein Schattendasein fristete. So wollten regionale und überregionale Zeitungen während des 19. Jahrhunderts nicht mehr auf einen eigenen Wirtschaftsteil verzichten. Zwar lag der thematische Schwerpunkt nach wie vor bei Handelsthemen, doch auch allgemeine wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Themen wurden in diesem Ressort behandelt.

Der Wirtschaftsteil erobert die breite Masse

Im letzten Drittel des 19. und vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts gingen immer mehr Unternehmen dazu über, Aktien auszugeben, um ihre Produktion und das Wachstum des Unternehmens zu finanzieren. Auch breite Schichten des Bürgertums begannen nun, ihr Geld in Unternehmensbeteiligungen zu investieren. Dadurch wuchsen einerseits die Börsen, andererseits aber auch der Informationsbedarf über wirtschaftliche Themen. Die Anleger erwarteten nicht nur Nachrichten, sondern auch Analysen und Ratgeber rund ums Geld. Deshalb wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Börsenzeitungen gegründet, was ein neues Betätigungsfeld für Wirtschaftsjournalisten bedeutete.

Die Tageszeitungen zogen mit und das Wirtschaftsressort wurde zu einem festen Bestandteil des Mediums. Um die hohe Nachfrage an Börseninformationen zu befriedigen, wurden außerdem die ersten Nachrichtenagenturen gegründet, die andere Medien mit Informationen versorgten. In den folgenden Jahrzehnten hat sich der Wirtschaftsjournalismus schließlich quer durch alle Massenmedien verbreitet.

Verbrauchernahe Themen aus der Wirtschaft wurden deshalb auch ein fester Bestandteil von Fernsehmagazinen und Zeitschriften. Verstärkt wurde dieser Trend in den 1990er Jahren, als auch vermehrt Kleinsparer dazu übergingen, an der Börse zu investieren. Nun wurden Begriffe wie Aktien, Dividende, Optionen oder Devisenhandel auch für kleine Anleger zu einem Thema. In den Medien müssen diese natürlich auch entsprechend aufbereitet werden.

1.4 International

Die Globalisierung – hochrelevant für Wirtschaftsjournalisten

Die zunehmende Globalisierung stellt auch Wirtschaftsjournalisten vor besondere Herausforderungen. Die internationale Verflechtung in Politik und Wirtschaft ist keine Entwicklung der Neuzeit. Denn schon in der Antike pflegten die Anrainerstaaten des Mittelmeeres einen regen Austausch von Waren, Informationen und Dienstleistungen. Und auch in der jüngeren Vergangenheit existierten internationale Verflechtungen wie etwa die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, die 1957 gegründet wurde. Doch dabei handelte es sich noch um relativ kleine und überschaubare Wirtschaftsräume.

Seit dem Mauerfall im November 1989 und dem anschließenden Zusammenbruch der Sowjetunion ist hingegen die ganze Welt zu einem einzigen großen Wirtschaftsraum zusammengewachsen. So ist der weltweite Warenverkehr zwischen 1960 und 2008 beispielsweise um den Faktor 15 gestiegen, während die Produktion von Waren und Gütern im selben Zeitraum lediglich um das 5,4-fache anstieg. Auch die Höhe der direkten Auslandsinvestitionen von Betrieben ist geradezu explodiert. 1970 investierten Unternehmen 13 Milliarden US-Dollar im Ausland, 2007 waren es bereits 1.800 Milliarden US-Dollar. Allein zwischen 1980 und 2007 stieg das so genannte Welthandelsvolumen von 2,4 Billionen auf 17 Billionen US-Dollar. Einer der Gründe für diesen Anstieg liegt darin begründet, dass Unternehmen aus Industrieländern Produktionsstätten in Schwellenländern unterhalten, um ihre Produkte möglichst günstig anbieten zu können. Für die Unternehmen kommt es auf Grund der niedrigen Lohnkosten dort günstiger, wenn sie die einzelnen Komponenten um die halbe Welt verschiffen und nur die Endmontage am Hauptstandort machen.

Börsenplätze und Finanzen

Für Wirtschaftsjournalisten bedeutet das nicht nur, dass sie diese Zusammenhänge, sondern auch die jeweiligen Wirtschaftsräume kennen müssen. Beispielsweise waren die wichtigsten Finanzplätze in den vergangenen Jahren New York, London und Tokio. Die Entwicklung der Aktienkurse und Rohstoffe von Werten und Rohstoffen, die an diesen Börsen gehandelt wurden, waren auch für deutsche Anleger interessant, weil sich die Kursentwicklung über kurz oder lang auf den Börsenplatz in Frankfurt niederschlug. Künftig könnte auch China eine gewichtigere Rolle im Konzert der großen Wirtschaftsmächte spielen, weil das Land über sehr große Devisenreserven verfügt.

Als wichtigste Treiber der Globalisierung gelten Banken und andere Finanzinstitute. Sie können dank der modernen Möglichkeiten der EDV innerhalb von Sekunden unvorstellbar hohe Geldbeträge rund um den Globus schieben. Das kann sich sowohl positiv als auch negativ auswirken: Für die Anleger, die in die entsprechenden Finanzprodukte investieren, sind hohe Renditen möglich. Andererseits können die schnellen Bewegungen auf den Devisenmärkten ganze Währungen ins Schwanken bringen. Besonders im Focus stehen unter anderem Private-Equity-Gesellschaften, deren Aktivitäten immer wieder Forderungen nach einer Regulierung der internationalen Finanzmärkte laut werden lassen.

1.5 Ausblick

Wo liegt die Zukunft des Wirtschaftsjournalismus?

Seitdem es den Beruf des Wirtschaftsjournalisten gibt, hat sich sein Aufgabenfeld beständig gewandelt. Aus dem reinen Multiplikator von Nachrichten aus der Wirtschaft ist ein serviceorientierter Journalist geworden, der Entwicklungen auch kritisch hinterfragt, eine Nachricht mit Hintergrundinformationen unterlegt oder in Form eines Kommentars auch einmal seine Meinung zu einem Thema äußert.

Genauso wie das Aufgabenfeld ist auch die Medienlandschaft an sich einem stetigen Wandel unterworfen, wenngleich sich dieser langsamer vollzieht. Hier hat sich die jüngste Revolution in den 1990er Jahren mit der zunehmenden Nutzung des Internet vollzogen. Die sofortige, weltweite – und oft kostenlose – Verfügbarkeit von Informationen hat Zeitungen und Zeitschriften, die sich zu einem wesentlichen Teil durch Werbung finanzieren, zunächst schwer ins Schlingern gebracht. Zumindest, bis sie die Möglichkeiten, die das Internet für ihre Medien bot, entdeckten und nutzten.

Experten gehen davon aus, dass der Online-Sektor noch weiter wachsen werde. Denn aktuell fließt noch etwa fünfmal mehr Geld aus Werbeetats in Printmedien als in den Online-Bereich. Doch die Umsätze steigen in diesem Bereich rasant an, sodass sich im Netz ein attraktives Betätigungsfeld für Wirtschaftsjournalisten ergibt.

Das bedeutet allerdings auch eine weitere Spezialisierung des Wirtschaftsjournalisten, die sich schon seit einigen Jahren abzeichnet. Dadurch dürften sich auch neue Formen der Arbeitsorganisation in den Redaktionen ergeben, deren Entwicklung sich allerdings noch nicht abschätzen lässt.

2. Aufgaben

2.1 Überblick

Welche Aufgaben hat ein Wirtschaftsjournalist und wie haben sich diese entwickelt?

Vom Grundsatz her haben sich die Aufgaben eines Wirtschaftsjournalisten im Lauf der Jahrzehnte nicht allzu sehr verändert. Primär soll er seinen Leser oder Zuschauer über Neuigkeiten aus der Welt der Wirtschaft informieren. Dazu gehört allerdings seit jeher mehr nur die bloße Aufzählung von Börsenkursen und Informationen über neue Produkte und sonstige Innovationen in den jeweiligen Unternehmen. Der Mediennutzer, der sich für das Thema interessiert, möchte darüber hinausgehende Hintergrundinformationen haben. Auch eine Analyse oder ein Ratgeber sind gefragt, wenn der Verbraucher eventuell Geld investieren möchte.

Dieser Serviceteil hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der Mediennutzer erwartet von einem guten Wirtschaftsjournalisten, dass er ihm die komplexen Zusammenhänge der Wirtschaft in klar verständlichem Deutsch darlegen und eine fundierte Analyse über das Potenzial und die Mögliche Entwicklung liefern kann. Das ist natürlich nur bis zu einem gewissen Grad möglich, weil sich viele Entscheidungen und Trends auf globaler Ebene auf eine einzelne Firma, einen an der Börse gelisteten Titel oder eine ganze Branche auswirken können. Das betrifft insbesondere wirtschaftspolitische Entscheidungen, die von der Europäischen Union in Brüssel gefällt und in allen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden müssen. Ein Beispiel aus den vergangenen Jahren ist etwa die Deregulierung des Kommunikationsmarktes. Einstige Staatsbetriebe wie die Deutsche Telekom wurden privatisiert und verloren ihren Status als Monopolisten. Das hat zahlreichen jungen Kommunikationsunternehmen die Chance gegeben, sich Marktanteile zu sichern. Bei welchen Unternehmen sich der Einstieg auch wirklich lohnte, war für den Laien ohne die entsprechenden Hintergrundinformationen, die Wirtschaftsjournalisten aufbereiteten, kaum ersichtlich.

2.2 Kritische Beobachtung

Wirtschaftsjournalisten als Anwalt der Anleger

Die Finanzkrise von 2007 hat nicht nur das globale Finanzsystem erschüttert und ganze Staaten ins Wanken gebracht, sondern auch den Wirtschaftsjournalismus und sein Selbstverständnis gründlich ins Wanken gebracht. Kritische Stimmen warfen sogar die Frage auf, ob Wirtschaftsjournalisten in ihrer Eigenschaft, einen kritischen Gegenpart der Wirtschaft und der Hochfinanz zu bilden, versagt zu haben. Von den verhängnisvollen Zusammenhängen, die sich im Rausch des großen Geldes und der schier grenzenlosen Finanzierung auf Kredit aufgebaut hatten, waren sowohl Finanzexperten als auch Wirtschaftsjournalisten gründlich überrascht worden. Allerdings hatten auch gesellschaftliche Einrichtungen wie Wirtschaftsverbände oder Aufsichtsbehörden die Warnsignale im Vorfeld nicht wahrgenommen oder wahrnehmen wollen.

Die Krise und ihre Folgen haben nicht zuletzt dazu geführt, dass sich der Wirtschaftsjournalismus mit mehr Facetten präsentiert. So haben sich einige Wirtschaftsjournalisten nunmehr darauf spezialisiert, Wirtschaftsthemen aus Sicht der Verbraucher unter die Lupe zu nehmen. Der Wirtschaftsteil der Medien wandelt sich dadurch zumindest in Teilbereichen in einen Serviceteil für den Mediennutzer.

2.3 Zusammenhänge erklären

Wirtschaft: Ein weit verzweigtes Netzwerk von Einzelteilen

Ein Aspekt, der sich aus der Finanzkrise ergeben hat, lautet: Selbst der mündige Verbraucher braucht eine gute Erklärung von Zusammenhängen, wenn er fundierte finanzielle Entscheidungen treffen will. Für den Laien ist es beispielsweise absolut nicht nachvollziehbar, warum elektronische Geräte wie Laptops oder Handys teurer werden, nachdem sich in China eine große Naturkatastrophe ereignet hat. Dass dort wichtige Rohstoffe für die Halbleiterindustrie wie seltene Erden gewonnen werden, ist dem Verbraucher nicht bekannt, oder er erschließt sich den Zusammenhang nicht, weil der Teuerungseffekt erst mit einer zeitlichen Verzögerung eintritt.

Um einiges komplexer sind die Zusammenhänge, wenn es um Gesetze wie etwa das Erneuerbare Energien Gesetz und die Energiewende hin zu regenerativen Energiequellen geht. Auch hier hat der Wirtschaftsjournalist eher die Rolle eines Übersetzers, der dem Verbraucher erklärt, warum dieses Gesetz ganz konkrete Auswirkungen auf ihn hat und wie er eventuell gegensteuern könnte.

2.4 Anlagetipps

Wohin mit dem Geld?

Die Niedrigzinspolitik, welche die Europäische Zentralbank noch Jahre nach der Finanzkrise betrieb, gilt ebenfalls als eine ihrer direkten Folgen. Die Bestrebungen, frisches Geld in die Märkte zu pumpen, hat jedoch negative Auswirkungen auf die Anleger: Mit konservativen Anlageformen wie einem Festgeldkonto oder dem klassischen Sparbuch können sie schon von Glück reden, wenn sie überhaupt einen Zinssatz erreichen, der über der Inflationsrate liegt. Wirtschaftsjournalisten können im Rahmen von Anlagetipps alternative Anlagemöglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen vorstellen oder bei konservativeren Anlageformen die einzelnen Anbieter und ihre Konditionen vergleichen. Dadurch sparen sie dem Verbraucher jede Menge Zeit und können den Nutzer enger an ihr Medium binden. Nicht umsonst haben Vergleichsportale im Internet, welche diesen Service anbieten, einen regen Zulauf.

2.5 Versicherungschecks

Wo kann man sich günstig absichern?

Gleiches gilt auch für Versicherungen. Die verschiedenen Versicherungsunternehmen bieten ihre Policen zu höchst unterschiedlichen Konditionen an. Zusätzlich verkompliziert wird der Dschungel an Tarifen dadurch, dass vor allem bei Individualversicherungen zahlreiche Selbstbeteiligungs-Modelle angeboten werden, die sich auf die Höhe der monatlichen Beiträge auswirken.

Hilfe für den Verbraucher kann der Wirtschaftsjournalist auch geben, indem er erläutert, wer in welchem Fall überhaupt welche Versicherung braucht. Denn wirklich seriöse Quellen zur Information findet der Verbraucher kaum. Der Mitarbeiter der Versicherung hat primär ein Interesse daran, den Versicherungsvertrag zu verkaufen – ganz gleich, ob der Versicherte dadurch einen Vorteil genießt oder nicht. Allenfalls Verbraucherorganisationen wie beispielsweise der TÜV bieten ebenfalls Vergleichstests an.

3. Die Arbeit

3.1 Berufsalltag

Der Alltag des Wirtschaftsjournalisten

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Alltag eines Wirtschaftsjournalisten kaum von dem seiner Kollegen: Er sichtet zunächst alle eingegangenen Nachrichten, die ihn per Post, Fax oder E-Mail erreicht haben. Bei dieser Gelegenheit sichtet er außerdem die tagesaktuellen Nachrichten in der Tagespresse und in auf Newsportalen. Themen, die für die eigene Redaktion interessant sein könnten werden notiert, damit sie in der morgendlichen Redaktionskonferenz besprochen werden können.

Diese Redaktionskonferenz ist in allen Ressorts eines Mediums üblich. Hier treffen sich die Journalisten mit dem Redaktionsleiter, um die Themen des Tages oder der nächsten Ausgabe zu besprechen. Bei komplexeren Themen werden die Aufgaben oft auch im Team bearbeitet. Dann arbeiten mehrere Kollegen gemeinsam an einem Thema, beleuchten dies aber unter verschiedenen Gesichtspunkten. Handelt es sich um Themen, die auch andere Ressorts wie Politik betreffen, ist es die Aufgabe des Redaktionsleiters, sich mit den Kollegen abzustimmen. Das verhindert zum einen die doppelte Berichterstattung in einer Ausgabe, zum anderen können die Kollegen gegenseitig die Rechercheergebnisse nutzen und auf die Berichterstattung im anderen Ressort verweisen. Diese Arbeitsteilung wird am häufigsten bei regionalen Tageszeitungen gemacht: Fällt eine wichtige wirtschaftspolitische Entscheidung in Berlin oder Brüssel, behandelt das Ressort Politik die Entscheidung an sich, während der Wirtschaftsjournalist die konkreten Folgen für Unternehmen unter die Lupe nimmt. Gegebenenfalls wird außerdem im Regional- oder Lokalteil noch untersucht, welche Auswirkungen die Entscheidung auf die Region haben könnte.

3.2 Recherche und Berichterstattung

Informationen sammeln und schreiben

Anders als seine Kollegen hat ein Wirtschaftsjournalist allerdings relativ wenige Außentermine. Wichtige Termine wie etwa die Bilanzpressekonferenz eines großen Unternehmens nimmt er natürlich persönlich wahr. Auch vertrauliche Hintergrundgespräche, die ihm als Basis für die weitere Recherche dienen, nimmt der Wirtschaftsjournalist gern im Rahmen eines Treffens außerhalb der Redaktionsräume wahr. Ansonsten ist er eher auf alternative Methoden der Informationsbeschaffung angewiesen. Telefon, E-Mail und Internet sind die wichtigsten Werkzeuge eines Wirtschaftsjournalisten. Vor allem das Internet erleichtert den Alltag erheblich. Hier kann er in Sekundenschnelle einen Ansprechpartner auch zu komplizierten Sachverhalten finden, für die er keinen Informanten vor Ort hat. Oder er kann sich in die Hintergründe zu einem Thema einlesen, ohne den Schreibtisch verlassen zu müssen. Das bedeutet eine erhebliche Erleichterung, wenngleich vor allem seit der Finanzkrise 2007 andernorts die Anforderungen gewaltig gestiegen sind.

4. Wirtschaftsmedien

4.1 Tagespresse

Tagesaktuell gedruckt

Aktuelle Nachrichten, aber auch kurzfristige Trends werden vor allem vom Wirtschaftsteil der Tagespresse aufgegriffen. Auch Entscheidungen der Politik, die sich auf die Wirtschaft auswirken können, werden hier beleuchtet. Allerdings können die Wirtschaftsjournalisten einer Tageszeitung ihrem Leser aus Platzgründen meist nur einen groben Überblick über das jeweilige Thema bieten. Trotzdem gehört die Lektüre des Wirtschaftsteils für Anleger, die in Finanzprodukte investieren, zur täglichen Pflichtlektüre.

Das gilt vor allem dann, wenn sie in ihrer jeweiligen Heimatregion investieren, etwa in Immobilien. Denn in der Berichterstattung vor Ort ist die Regionalzeitung trotz der Konkurrenz durch das Internet nach wie vor fast unschlagbar. Die Wirtschaftsjournalisten können hier das Netz an Informanten nutzen, das sie beruflich und privat aufgebaut haben.

Deshalb bieten viele Regionalzeitungen einen eigenen Teil unter dem Titel „Heimatwirtschaft“ an. Hier finden die Leser Wirtschaftsnachrichten von regional wichtigen Unternehmen, die jedoch oft zu klein sind, um von der überregionalen Presse beachtet zu werden. Auch regionale Förderprogramme, die für Unternehmer und Arbeitnehmer gleichermaßen interessant sind, werden in diesem Teil berücksichtigt.

4.2 Wirtschaftszeitschriften und -magazine

Wöchentlich oder monatlich gedruckt

Bei Wirtschaftszeitschriften und -magazinen handelt es sich um regelmäßig erscheinende Titel, die meist in einem Turnus von einer Woche bis zu einem Monat erhältlich sind. In diesem Medium spielt das tagesaktuelle Geschehen aufgrund der Erscheinungsweise nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen werden wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Themen breit und umfangreich behandelt. Für viele Anleger spielen Wirtschaftsmagazine und -zeitschriften eine wichtige Rolle als Finanzratgeber. Deshalb bieten sie meist einen sehr umfangreichen Serviceteil und bereiten die Themen so auf, dass sie auch der Laie ohne Probleme verstehen kann.

4.3 Nachrichtenagenturen

Wirtschaftsnachrichten für andere Medien aufbereiten

Bevor sich das Internet etabliert hatte, waren Nachrichtenagenturen für alle Medien die wichtigsten Quellen für Nachrichten aus aller Welt. Ursprünglich waren Nachrichtenagenturen gegründet worden, um Börsennachrichten schnell an die interessierten Investoren schicken zu können. Obwohl es noch einige Nachrichtenagenturen gibt, die sich beispielsweise auf Wirtschaftsnachrichten spezialisiert haben, bieten die meisten der aktuell weltweit rund 180 Presseagenturen Nachrichten aus allen Ressorts an. Die Mitarbeiter der Presseagenturen fertigen Meldungen, Audio- oder Videobeiträge an, die eins zu eins verwendet werden oder als Basis für die eigene Recherche genutzt werden können. Die Meldungen aus den jeweiligen Ressorts werden von Journalisten aus diesem Fachbereich verfasst.

4.4 Onlinemedien

Wirtschaft im Netz

Mit dem Begriff Neue Medien werden grundsätzlich neue Medientechniken ihrer Zeit bezeichnet. So galt das Radio bei seiner Markteinführung ebenso als neues Medium wie später das Fernsehen, Videotext oder BTX. Seit Mitte der 1990er Jahre steht der Ausdruck für elektronische und digitale Medien, die erst durch die weite Verbreitung des Internet möglich waren.

Nachdem Online-Portale, Newsdienste und Informationsseiten mittlerweile vor allem bei jungen Mediennutzern eine hohe Akzeptanz genießen, wechseln inzwischen auch viele Wirtschaftsjournalisten ins Internet, um die Publikationsmöglichkeiten, die sie hier haben, nutzen zu können. Das gilt nicht nur für den journalistischen Nachwuchs, der gerade frisch von der Journalistenschule oder aus dem Volontariat kommt, sondern auch für etablierte Kollegen, die noch vor wenigen Jahren nicht im Traum daran gedacht hatten, das Medium Zeitung, Zeitschrift oder Fernsehen zu verlassen.

Auch etablierte Wirtschaftsjournalisten publizieren inzwischen zusätzlich in Blogs oder auf Online-Portalen. Sofern sie als freie Wirtschaftsjournalisten arbeiten, machen sie das in erster Linie, um ihren Bekanntheitsgrad und damit den Marktwert zu steigern. Gerade die freien Wirtschaftsjournalisten dürften dem Vorbild der Verlage folgen und ihre Storys auf diversen Kanälen publizieren. Denkbar ist neben der Publikation in einer Zeitung, einer Zeitschrift oder auf einem Nachrichtenportal zusätzlich ein Internet-Video, das auf diversen Plattformen eingestellt werden kann.

Allerdings dürften Print und Web für den Wirtschaftsjournalisten keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung darstellen: Während im Web aktuelle Meldungen und Servicethemen mit einem hohen Nutzwert für den Nutzer präsentiert werden, dürfte die umfangreiche Hintergrundberichterstattung das Revier der Printmedien bleiben.

Speziell: Newsletter – Online per Mail

Newsletter verfassen in erster Linie Wirtschaftsjournalisten, die nicht für die Medien, sondern für Unternehmen und Verbände arbeiten. Mit dem Newsletter informieren sie ihre Abonnenten meist über die aktuellen Ereignisse in ihrem Bereich oder kündigen für Interessierte Termine an. Bei Finanznewslettern, die von zahlreichen Anlegern abonniert werden, informiert der Herausgeber, der durchaus ein Wirtschaftsjournalist sein kann, über das aktuelle Geschehen auf den Finanzmärkten und leitet daraus Trends ab.

Speziell: Blogs – Online selbst gemacht

Blogs zählen zu den Neuen Medien und werden auch von Wirtschaftsjournalisten gern genutzt, um ihre Leser zu erreichen. Was viele Blogger schätzen: Das Blog folgt keinen journalistischen Kriterien, sondern kann durchaus die persönliche Meinung des Verfassers widerspiegeln und ein Thema kommentierend oder auch satirisch bearbeiten. Blogs werden vor allem von freien Wirtschaftsjournalisten genutzt, die oft auch Bücher und Ratgeber zu wirtschaftlichen Themen herausgeben.

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