Die Zeit der sogenannten Edelfedern, wie sie von Franz Xaver Kroetz und Dieter Hildebrandt in der bayerischen Serie „Kir Royal“ augenzwinkernd persifliert wurden. Unter einer Edelfeder versteht man gemeinhin einen Journalisten, der sich die Themen, die er bearbeitet, selbst aussucht, diese auch kommentiert und der aufgrund seines bekannten Namens auch einen gewissen Einfluss auf die Öffentlichkeit ausübt. Auch wenn die große Zeit der herausragenden Journalisten und Sportjournalisten vorüber zu sein scheint, so gibt es nach wie vor eine Zweiklassengesellschaft. Diese ist vor allem im Sportjournalismus besonders deutlich zu sehen.
Einerseits gibt es die große Masse an Sportjournalisten, die sich vor allem dem Breitensport widmen. Sie müssen teilweise von Termin zu Termin hetzen und müssen in der Lage sein, über jede Sportart berichten zu können. Der Grund besteht schlicht und einfach darin, dass es an Personal und Budget mangelt, um für jede Sportart einen eigenen Spezialisten zu beschäftigen. Ein weiterer wichtiger Faktor: Die Kollegen aus der Redaktion versuchen, die Termine und Aufträge so zu koordinieren, dass für ihre Freien Mitarbeiter am Monatsende auch ein akzeptables Honorar herauskommt. Schließlich müssen die Kollegen, welche den freiberuflichen Journalismus als Hauptbroterwerb betreiben, auch so viel verdienen können, dass sie davon leben können. Diese Generalisten arbeiten meist über Jahre hinweg in einer Region, wodurch sie den Nachteil eines mangelhaften Spezialwissens ausgleichen können: Sie genießen in der jeweiligen Szene vor Ort einen gewissen Bekanntheitsgrad und finden deshalb schnell einen Ansprechpartner, der ihnen dabei helfen kann, vorhandene Wissenslücken aufzufüllen.
Völlig anders müssen hingegen Sportjournalisten arbeiten, die sich elitären Sportarten wie beispielsweise Golf oder der Formel 1 widmen. Gleiches gilt für Sportjournalisten, die aus den Top-Ligen verschiedener Sportarten wie Fußball und Basketball oder über herausragende Events, etwa die Olympischen Spiele, berichten. Für sie ist es zunächst entscheidend, eine Akkreditierung für den jeweiligen Event zu bekommen. Die Pressekarten, die einen Zugang hinter die Kulissen gestatten, sind nämlich üblicherweise umso limitierter, je hochkarätiger die jeweilige Veranstaltung ist. Die Sportjournalisten müssen nachweisen, für welche Medien sie arbeiten oder sollten als Freelancer einen gewissen Namen haben, um eines der begehrten Tickets vom Veranstalter zu bekommen.
Dafür wird von den Sportjournalisten bei diesen Gelegenheiten ein Höchstmaß an Professionalität erwartet. Sie müssen bestmöglich vorbereitet erscheinen und sollten sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung über die Sportler und ihre Teams bestens informieren und sich bis zu einem gewissen Grad Expertenwissen aneignen. Der Grund: Die Leser oder Zuschauer erwarten genau dieses Wissen in der Berichterstattung, während die Gesprächspartner von einer Unterhaltung auf Augenhöhe ausgehen. Eine Blöße kann sich der Sportjournalist in dieser Liga also nicht erlauben.
Sportjournalisten, die über elitäre Sportarten und die höchstklassigen Sportturniere berichten, schneiden auch vom Verdienst her wesentlich besser ab als ihre Kollegen. Allerdings müssen sie für den finanziellen Vorteil und die enge Nähe zu den großen Stars auch einige Nachteile in Kauf nehmen. Beispielsweise können sie nur schwierig irgendwo Wurzeln schlagen, weil sie zumindest während der sportlichen Saison rund um die Welt von Event zu Event reisen und zwischendurch allenfalls für einige Tage nach Hause kommen.