1.1 Das Musikressort
Musikjournalismus als Teil der Kulturjournalismus
Der auf Musik spezialisierte Journalismus im Bereich der kulturellen Berichterstattung schlägt sich in den Massenmedium Print, Hörfunk, Fernsehen, Internet bis zu den Nischenobjekten nieder, aber auch in der Publikation von Büchern und CDs. Angekündigt werden beispielweise Konzerte von Solisten, Bands, Orchestern, Chören und Ensembles, außerdem Musikwettbewerbe, Opernaufführungen sowie Veröffentlichungen im Bereich CD, DVD und Film. Hinzu kommen die Interviews und Bestandsaufnahmen aus den Kontakten mit den Künstlern. Dazu gehören Sänger und Instrumentalkünstler, Dirigenten, Bandmitglieder, Regisseure sowie Intendanten und Konzertveranstalter, Musikexperten und –wissenschaftler oder renommierte Moderatoren von Musiksendungen. Ein Schwergewicht legen manche überregionale Tageszeitungen und Objekte wie der „Spiegel“ mit „Kulturspiegel“ oder „Spiegel online“ immer noch auf die Rezensionen von Premieren, Konzerten, skandalträchtigen oder innovativen Operninszenierungen und Festivals sowie auf die Musikkritiken von Ton- und Bildtonträgern.
Damit ist die Aufgabe des Musikressorts aber noch nicht vollständig abgedeckt. Die Redakteure schreiben auch über Intendantenwechsel und Theaterschließungen von staatlichen und privaten Bühnen, über Tendenzen der Kulturpolitik und deren Auswirkung auf das Musikleben in den deutschen Bundesländern. Sie würdigen in Nachrufen kürzlich verstorbene Kulturschaffende und Künstler für ihr Werk. Wenn es der Platz und die Ausrichtung des Mediums erlaubt, beschreiben Musikjournalisten in längeren Beiträgen Stilrichtungen in der Musik und beziehen dabei Klassik, Oper, Jazz, Blues, Volksmusik, Rock und Pop in all ihren Facetten mit ein. Dabei werden die wichtigsten Vertreter des jeweiligen Genres vorgestellt, ihre Qualifikation untersucht und die Bedeutung ihres Einflusses sowie ihr gesamtes Umfeld beleuchtet.
Ein Gebiet, über das sich Musikjournalisten in engagierten Blättern auslassen dürfen, sind zudem Diskussionen über musikalische Ästhetik, Entwicklungen im Musikmanagement oder Trends auf dem Musikmarkt. Biografien über Musiker, lexikalische Informationen zu bestimmten Musikstilen in Buchform – gedruckt oder als e-Book – sind weitere Arbeitsfelder, auf denen Musikjournalisten handwerklich, kreativ und stilistisch glänzen können.
Sehr stark hängt der journalistische Freiraum der Musikredakteure davon ab, wie das Medium geartet ist, für das sie schreiben und recherchieren. So wird beispielsweise die Auswahl, über welche Konzerte berichtet wird, durch das Profil des Mediums und durch seine Zielgruppe bestimmt. Wie in der Politik spielen sich weite Bereiche des kulturellen Lebens auf Länderebene ab, sodass die kulturelle Berichterstattung häufig regional oder lokal ausgerichtet ist. Eine Ausnahme bilden die Metropolen mit ihren kulturellen Hochburgen und Instanzen sowie vereinzelte Prestige-Veranstaltungen wie die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth oder andere bedeutende Festivals, Open-Air-Veranstaltungen und sonstige musikalische Großereignisse. Während sich dabei im Printjournalismus Darstellungsformen wie Bericht und Kommentar vermischen können, werden im Fernsehen oder Hörfunk häufig Aussagen von Konzert- und Opernbesuchern direkt im Anschluss an eine Aufführung gesendet.
Im sogenannten Formatradio mit Popmusik, Rock, Jazz, Schlager und volkstümlicher Musik spezialisieren sich Musikredakteure ebenso wie in den Klassikressorts der öffentlich-rechtlichen oder privaten Kultursenden. Im Print kommt es ebenfalls nicht selten zu Überschneidungen zwischen Musikwissenschaft und Musikjournalismus, wenn sich Musikjournalisten auf bestimmte Sparten festlegen.