Erwachsene Internetnutzerinnen und -nutzer begegnen dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Journalismus oft mit Skepsis – das geht aus den Ergebnissen des Deutschlandteils des Digital News Reports 2024 des Reuters Institutes hervor. So hat zwar rund die Hälfte der Befragten „sehr“ oder „mäßig viel“ über Künstliche Intelligenz gehört oder gelesen, dennoch fühlen sich etwa ebenso viele Menschen dann unwohl, wenn Nachrichten „hauptsächlich durch künstliche Intelligenz (KI) mit etwas menschlicher Aufsicht“ produziert wurden. In Bezug auf Nachrichten, die zwar „mit etwas Hilfe von KI“, zu einem großen Teil jedoch von Journalistinnen und Journalisten erstellt wurden, fühlt sich zumindest etwa ein Drittel „eher“ oder „sehr“ wohl.
Nach Themen befragt ist die Akzeptanz von KI in der Nachrichtenproduktion im Bereich „Wissenschaft und Technik“ (23 Prozent) am höchsten, es folgt Sport mit 22 Prozent. Bei Nachrichten zu den Themen „Kriminalität“ (14 Prozent) und „Politik“ (12 Prozent) fühlen sich hingegen die wenigsten Menschen wohl, wenn diese überwiegend von KI produziert werden.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse auch, dass rund 90 Prozent der erwachsenen deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer mehr als einmal pro Woche Nachrichten konsumieren – das sind genauso viele wie im Jahr zuvor. Das in den Vorjahren stetig abflauende Nachrichteninteresse hat sich etwas stabilisiert: 2024 geben 55 Prozent der Befragten an, sich „überaus“ oder „sehr“ für Nachrichten zu interessieren – 2023 waren es mit 52 Prozent weniger. Die Zahl derer, die Nachrichten häufig oder gelegentlich aktiv vermeiden, ist mit 14 Prozent bzw. 69 Prozent jedoch sogar um jeweils vier Prozentpunkte höher als 2023.
Internet erstmals wichtigste Nachrichtenquelle
Zum ersten Mal in der Geschichte der Studie wurde das Internet in Deutschland insgesamt als wichtigste Nachrichtenquelle bewertet und überholte damit das Fernsehen: So gaben es 42 Prozent als ihre Hauptnachrichtenquelle an, nur knapp gefolgt vom linearen Fernsehen mit 41 Prozent. Weitere 15 Prozent beziehen Nachrichten hauptsächlich über soziale Medien. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist diese Form des Nachrichtenbezugs mit knapp einem Drittel sogar am beliebtesten. Die bei erwachsenen Internetnutzerinnen und -nutzern am weitesten verbreiteten sozialen Medien bleiben auch 2024 WhatsApp, YouTube und Facebook. Bei der jüngsten Altersgruppe werden Nachrichten vor allem über soziale Medien, die auf Bewegtbild fokussieren, konsumiert: So sehen sich 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Nachrichten regelmäßig Nachrichten auf Instagram an, es folgen YouTube (24 Prozent) und TikTok (13 Prozent).
Nachrichtenvertrauen durch Transparenz
43 Prozent der Befragten sind der Meinung, man könne „dem Großteil der Nachrichten meist vertrauen“. Dieser Wert ist zwar im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben – aber es ist dennoch der niedrigste Wert, seit die Frage 2015 in die Studie integriert wurde. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Internetnutzenden vertraut den von ihnen selbst genutzten Nachrichten. Die höchsten Vertrauenswerte genießen die öffentlich-rechtlichen Sender knapp vor regionalen bzw. lokalen Tageszeitungen. Nachrichten in sozialen Medien werden hingegen tendenziell skeptisch betrachtet. Insgesamt haben 42 Prozent der Befragten bei Online-Nachrichten Bedenken, ob sie bei diesen in der Lage sind, Falschmeldungen von Fakten zu unterscheiden.
Der wichtigste Faktor, um Nachrichtenmedien zu vertrauen, ist für die Befragten eine transparente Kommunikation darüber, wie die Nachrichten entstehen (74 Prozent). Als weitere wichtige Kriterien erachten die Befragten hohe journalistische Standards (72 Prozent), eine nicht voreingenommene Berichterstattung (65 Prozent) und „ob sie Menschen wie mich fair repräsentieren“ (65 Prozent).
Fehlende Perspektivenvielfalt
Durch Nachrichten wollen die Befragten in erster Linie über aktuelle Geschehnisse informiert bleiben. Auch mehr über Themen und Ereignisse zu erfahren und verschiedene Perspektiven auf aktuelle Themen zu bekommen, sollte nach Meinung der Befragten durch Nachrichten erfüllt werden. Mit der Perspektivenvielfalt sind jedoch viele unzufrieden: Weniger als die Hälfte (43 Prozent) findet, dass diese in den Nachrichten erfüllt wird. Außerdem fehlt es vielen an Optimismus in den News: Nur ein Viertel meint, dass Nachrichten sie „optimistischer auf die Welt schauen lassen“ – allerdings wird dies von den Befragten auch als weniger wichtig erachtet.
Für den diesjährigen Digital News Report wurden fast 100.000 Menschen aus 47 Ländern befragt. Den Deutschlandteil der internationalen Studie zur digitalen Nachrichtennutzung verantwortet das Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg. Die Befragung in Deutschland fand im Januar 2024 statt.