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Wie wirkt sich die Parteineigung auf die Wahrnehmung von Journalismus aus?

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Wie beeinflusst die Neigung zu einer Partei die Wahrnehmung von Journalismus und Medien? Mit dieser Frage hat sich eine aktuelle Befragung des Instituts für Journalistik (IJ) der TU Dortmund beschäftigt. Diese untersuchte den Zusammenhang zwischen der Parteineigung der Befragten und ihrer Einschätzung der Parteinähe von Journalistinnen und Journalisten, ihrer Mediennutzung und der wahrgenommenen Glaubwürdigkeit des Journalismus in Deutschland.

Die Ergebnisse zeigen: Wer sich einer bestimmten Partei nahe fühlt, verortet Journalismus und Medien tendenziell auf der anderen Seite des politischen Spektrums.

Zum einen wurde die Parteineigung der Befragten im Zusammenhang mit ihrer Einschätzung der Parteinähe von Journalistinnen und Journalisten untersucht. Hier zeigt sich, dass SPD-nahe Personen die Medienschaffenden tendenziell als CDU-nahe einstufen (32 Prozent). Grünanhängerinnen und -anhänger sehen Journalistinnen und Journalisten ebenso vorrangig als konservativ und verorten diese somit in CDU-Nähe (23 Prozent). Von CDU-nahen Menschen werden Journalistinnen und Journalisten ihrer politischen Gesinnung nach umgekehrt insbesondere für „grün“ gehalten (25 Prozent). Noch stärker trifft dies auf die Gruppe der Befragten zu, die der AfD anhängen: Von diesen zählen 47 Prozent Journalistinnen und Journalisten zu den Grünen. FDP-nahe Menschen halten Medienschaffende vorrangig für SPD-nah (30 Prozent).

In Bezug auf den Zusammenhang zwischen Parteineigung der Befragten und ihrer Mediennutzung zeigt sich, dass die Angebote der öffentlich-rechtlichen Medien insbesondere von Anhängerinnen und Anhängern der SPD (91 Prozent), CDU (83 Prozent) und Grünen (89 Prozent) genutzt werden, jedoch deutlich weniger von AfD-nahen Menschen (37 Prozent). Diese nutzen vielmehr zu 40 Prozent „alternative Nachrichtenseiten abseits des Mainstreams“; es folgen mit Abstand die Linken (17 Prozent), während die Nutzung solcher Medien bei allen anderen politischen Gruppen unter 10 Prozent bleibt. Besonders beliebt sind bei AfD-Anhängerinnen und -Anhängern auch Gruppenchats in Messenger-Diensten, die von 22 Prozent genutzt werden, während alle anderen politischen Lager bei deren Nutzung im einstelligen Bereich bleiben. Auffallend ist auch eine hohe Nutzung von Regionalzeitungen als Informationsquelle – quer durch die Parteineigungen ab einem Drittel und mehr. Bei den AfD-nahen Befragten waren dies wiederum nur 11 Prozent; ähnlich selten greifen diese mit nur 13 Prozent auf überregionale Tageszeitungen als Informationsquelle zurück.

Auf die allgemeine Frage „Für wie glaubwürdig halten Sie den Journalismus bei uns in Deutschland?“ antwortete mehr als die Hälfte (54 Prozent), diesen für glaubwürdig zu halten; 34 Prozent antworteten mit „teils-teils“, 12 Prozent halten diesen für nicht glaubwürdig. Große Unterschiede zeigen sich hier wiederum in Hinblick auf die Parteineigung der Befragten: So halten Anhängerinnen und Anhänger der SPD, CDU und der Grünen den deutschen Journalismus mit jeweils 68 Prozent, 60 Prozent und 80 Prozent für glaubwürdig, bei FDP und Linke sind es mit 47 Prozent bzw. 55 Prozent schon weniger. Von den AfD-nahen Befragten halten nur 7 Prozent den deutschen Journalismus für glaubwürdig; 63 Prozent stufen diesen als „nicht glaubwürdig“ ein.

Die in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführte Erhebung ist Teil der Langzeit-Studie „Journalismus und Demokratie“. Für die repräsentative Befragung wurden im Zeitraum vom 31. März bis 12. April 2023 1.004 Personen ab 18 Jahren in Deutschland interviewt.


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